Leverkusen – Die Waffen strecken wollte niemand bei Bayer Leverkusen. Doch in den Kommentaren der Spieler schwang nicht wirklich die Überzeugung mit, nach einer Lehrstunde in der Champions League noch ein kleines Fußball-Wunder vollbringen zu können.
«Hoffnung ist eigentlich immer da, die stirbt zuletzt. Die Konstellation ist aber schon schwierig. Wir spielen auswärts und haben vier Tore kassiert», sagte Julian Brandt nach dem 2:4 im Achtelfinal-Hinspiel gegen den abgezockten Vorjahresfinalisten Atlético Madrid, der schon vor zwei Jahren für Bayer Endstation war.
Der Olympia-Zweite Brandt versuchte wie alle Beteiligten im Werksclub, sich an den letzten Eindrücken eines Spiels festzuhalten, das den 29 300 Zuschauern in der BayArena vor allem in der ersten Halbzeit einen Klassenunterschied offenbarte. «Man hat zwei Gesichter von uns gesehen. In der ersten Halbzeit waren wir sehr naiv. Wir haben Dinge mit dem Ball gemacht, die nicht normal für uns sind», sagte Brandt. «In der zweiten Halbzeit haben wir Moral gezeigt. Wir hätten noch das 3:3 machen können. Man hat gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft sind.»
Haarsträubende Fehler nutze Atlético eiskalt aus und ging mit einer 2:0-Führung durch Saul Niguez (17. Minute) und Antoine Griezmann (25.) in die Pause. Danach spielte das Team von Trainer Diego Simeone nicht mehr so konsequent und Leverkusen drückte mehr. Dem 1:2 durch Karim Bellarbi (48.) folgte das 1:3 durch Kevin Gameiro (58. Foulelfmeter). Nach dem 2:3 durch das Eigentor von Stefan Savic (68.) hatte Chicharito tatsächlich noch den Ausgleich auf dem Fuß, sein Schuss wurde aber von Filipe Luiz vor der Torlinie weggeschlagen. Welt- und Europameister Fernando Torres zerstörte dann mit seinem Tor alle Hoffnungen (86.).
Leverkusens Trainer Roger Schmidt wollte an diesem Abend noch «nicht» an das Rückspiel am 15. März in Madrid denken. Der Dämpfer habe nach Meinung des 49-Jährigen auch keinen negative Auswirkungen auf die gute Stimmung in seinem Team nach dem sportlichen Aufschwung durch die Siege gegen Eintracht Frankfurt (3:0) und beim FC Augsburg (3:1). «Man muss sehen, wie wir zurückgekommen sind. Das war außergewöhnlich. Man sieht, wie viel Leben und wie viel Mut in der Mannschaft steckt», erklärte Schmidt.
Am Samstag steht für Bayer das Heimspiel gegen Mainz 05 (15.30 Uhr) an. Mit einem Sieg kann Bayer den Rückstand auf die Plätze in der Tabelle, die in der kommenden Saison die Teilnahme an internationalen Wettbewerben bedeutet, weiter verkürzen. Der Wille dazu ist da. «Gegen Mainz fängt alles wieder von vorne an. Wir müssen dran bleiben», erklärte Benjamin Henrichs.
Das will der Rechtsverteidiger, der am Montag 20 Jahre alt wird, mit seinen Mitspielern auch in drei Wochen in Madrid. «Wir wollen aus unseren Fehlern lernen und versuchen, unser Bestes abzuliefern», sagte er. Atléticos Trainer Simeone, der von seinem Team eine «perfekte erste Halbzeit» gesehen hatte, sieht Atlético auch noch nicht im Viertelfinale. «Wir nehmen ein gutes Ergebnis mit. Dieser Wettbewerb ist gefährlich. Der Gegner hat nichts zu verlieren. Wir müssen aufpassen», sagte der Argentinier. Es ist aber kaum zu erwarten, dass sich der Finalist von 2014 und 2016 das Weiterkommen noch nehmen lassen wird.
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(dpa)