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Zeitfahr-Spezialist Martin im Schongang

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Pau – Die Zuschauer staunten nicht schlecht, nachdem Rekord-Weltmeister Tony Martin im Bummel-Tempo das Ziel erreicht hatte.

Ein Einbruch? Eine Krankheit? Nein. Martin klärte seine desaströse Zeit in seiner Spezialdisziplin schnell auf. «Der Plan war, so wenig wie möglich zu machen und ein paar Kräfte zu sparen.» Einen solchen Kampf gegen die Uhr hatte er in all seinen Profi-Jahren wohl noch nie erlebt.

Der Zeitfahr-Könner wurde beim Einzelzeitfahren der 106. Tour de France gleich von den ersten Rivalen um fast sechs Minuten abgehängt und musste mehrere Rivalen auf der Strecke passieren lassen. «Es war nicht allzu schwer», kommentierte der 34 Jahre alte Profi von Team Jumbo-Visma seine eher gemütliche Fahrt. Die volle Attacke blieb diesmal ganz bewusst aus.

Statt wie im Kampf gegen die Uhr gewohnt auf Sieg zu fahren, schonte Martin diesmal auf den 27,2 Kilometern rund um Pau vor zwei sehr schweren Bergetappen in den Pyrenäen seine Kräfte. In der niederländischen Equipe wird im Hochgebirge vor allem für den aussichtsreich platzierten Steven Kruijswijk gefahren. Das wird an diesem Wochenende auch wieder Martins Aufgabe. «Ich habe mir eher einen dreiviertel Ruhetag gegönnt. Unter diesen Voraussetzungen war es mehr eine Trainingsfahrt für mich», sagte der Deutsche.

Die Bilder vom viermaligen Zeitfahr-Weltmeister und Mitfavoriten wirkten fast skurril, so schnell wurde Martin auf der Strecke von den deutlich schnelleren Rivalen Kasper Asgreen (Dänemark) und Chad Haga (USA) überholt. Der Kontrast wirkte besonders krass im Vergleich zum Teamzeitfahren vor zwölf Tagen, als Martin das Jumbo-Visma-Team als Lokomotive noch zu einem deutlichen Erfolg gegen das ganze Feld – darunter auch Topfavorit Ineos – geführt hatte.

Der Tag der 13. Etappe in Pau stand an diesem Freitag ganz im Zeichen des Gelben Trikots, das vor genau 100 Jahren erstmals übergeben wurde. Auf einem Podest in der Nähe des Zielbereichs grüßten unter anderem die fünfmaligen Sieger Eddy Merckx und Bernard Hinault, auch der frühere deutsche Sprinter und jetzige Katusha-Alpecin-Funktionär Erik Zabel war bei der Zeremonie mit von der Partie.

An diesem besonderen Tag im Zeitfahren das Gelbe Trikot tragen durfte der Franzose Julian Alaphilippe, der mit beherzten Attacken auf den ersten Etappen die Gesamtführung vor dem Vorjahressieger Geraint Thomas (Wales) und Egan Bernal (Kolumbien) übernommen hatte. Einen deutschen Etappensieg gab es nach den Sprinter-Festspielen der vergangenen Jahre bei dieser Tour bislang nicht.

Fotocredits: David Stockman
(dpa)

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