Hockenheim – Marco Wittmann zeigte nach dem zweiten DTM-Titel seiner Karriere Größe und gratulierte dem unterlegenen Edoardo Mortara noch aus dem Auto heraus. Auf der Ehrenrunde setzte er seinen BMW neben den Audi-Fahrer und reckte den Daumen nach oben.
«Wir haben großen Respekt voreinander», sagte Wittmann der ARD, nachdem er über Funk schon lautstark gejubelt hatte. «Danke Jungs, unglaublich. Zum zweiten Mal Champion.» Das schafften vor ihm nur vier andere Fahrer.
Der zukünftige Mercedes-Fahrer Mortara gewann das Rennen auf dem Hockenheimring am Sonntag zwar, kam aber nur bis auf vier Punkte an Wittmann heran. Der steuerte seinen BMW auf Platz vier und belohnte sich nach einer erneut bemerkenswert konstanten Saison mit dem zweiten DTM-Titel nach 2014. «2014 waren wir wesentlich stärker, dominanter und haben mehr Siege einfahren können. 2016 haben wir uns schwerer getan, da musst du einfach clever sein. Eine Wahnsinns-Saison», sagte Wittmann.
Mit der Kritik, dass der Titel wegen der vor der Saison gemachten Zugeständnisse einen Beigeschmack habe, konnte er nichts anfangen. BMW hatte in dieser Saison ein niedrigeres Ausgangsgewicht und einen breiteren Heckflügel als die Konkurrenz. «Ich fühle mich als verdienter Meister. Ich war der einzige BMW da vorne», betonte er.
Hinter Mortara, dessen Wechsel zu Mercedes noch nicht offiziell bestätigt ist, kamen seine zukünftigen Markenkollegen Christian Vietoris und Paul Di Resta auf die Plätze zwei und drei und sorgten damit für ein versöhnliches Saisonende für den Autobauer aus Stuttgart. Denn Mercedes wurde auch in der Herstellerwertung nur Dritter. Audi gewann vor BMW und konnte auch die Team-Wertung mit Abt für sich entscheiden. «Ich bin froh, dass das so für euch geklappt hat», teilte Mortara seinem Noch-Arbeitgeber über Funk mit.
Der Italiener war vor allem traurig über die zu unrecht ausgesprochene Strafe in Zandvoort und die dadurch verpassten Punkte. «Mit diesen Punkten war es möglich. Es ist schade so», sagte er. Die Gesamtwertung beendete Wittmann mit 206 Punkten vor Mortara (202). Jamie Green kam mit 145 Zählern auf Platz drei.
Für Wittmann ist die Meisterschaft die Krönung einer erneut souveränen Saison. Nur dreimal blieb der Franke 2016 ohne Punkte – inklusive der Disqualifikation von Budapest. In drei Vierteln aller Rennen seiner DTM-Karriere kommt Wittmann in die Top Ten, seine Quote für beendete Wettfahrten ist noch beeindruckender: Vor dem letzten Lauf am Sonntag lag die bei 96 Prozent. So gut wie er kommt keiner seiner BMW-Kollegen mit dem vor drei Jahren eingeführten M4 zurecht. Fast immer war seiner der beste BMW an den Wochenenden.
Am Start standen Wittmann und Mortara in Reihe drei direkt nebeneinander. Wittmann kam gut los – Mortara dagegen fiel noch vor der ersten Kurve zurück auf Rang acht. Mit maximaler Aggressivität arbeitete er sich aber sofort zurück auf Platz sechs und war nach drei Runden Vierter. Das Problem aus Sicht des Italieners: Wittmann war zu diesem Zeitpunkt bereits Dritter und hatte beste Aussichten auf seine zweite Meisterschaft. Mortara aber war nicht zu bremsen und übernahm nach sechs Runden die Führung.
Erst nach den Boxenstopps musste Wittmann kurz rechnen, weil Christian Vietoris, Paul Di Resta (beide Mercedes) und zunächst auch Tom Blomqvist (BMW) ihn überholten. Doch Wittmann ließ sich davon nicht verunsichern, überholte Blomqvist und steuerte auf Rang vier seinem zweiten Titel entgegen.
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(dpa)