Madrid – Die klare Ansage von Club-Chef Fernando Carro ist angekommen.
«Wir müssen so viel Risiko eingehen, dass wir das Spiel am Ende gewinnen», sagte Trainer Peter Bosz und kündigte vor dem Champions-League-Spiel von Bayer Leverkusen bei Atlético Madrid am Dienstag (18.55 Uhr/DAZN) einen mutigen Auftritt an. «Atlético kassiert normalerweise wenig Gegentore», sagte Bosz: «Aber wir schießen normalerweise viele. Auch auswärts. Deshalb wird das interessant.»
Carro war aus geschäftlichen Gründen schon vorgereist und hatte aus seiner Heimat vor dem Abflug eine deutliche Vorgabe gesandt: Im dritten Champions-League-Spiel muss der Bundesligist endlich anfangen zu punkten. «Für den Verein ist es grundsätzlich sehr wichtig, nicht gleich in der Gruppenphase auszuscheiden», sagte Carro nach null Punkten aus den ersten beiden Spielen der Deutschen Presse-Agentur: «Das wollen wir unter allen Umständen verhindern.» Der in Barcelona geborene Carro glaubt «als hartnäckiger und unbeirrbarer Optimist» an die Chance. «Aber die haben wir nur, wenn wir am Limit spielen.»
So sieht es auch Sportchef Rudi Völler, der beim um eine halbe Stunde verspäteten Abflug in Köln zwar noch kämpferisch, aber doch auch etwas angespannter wirkte als sonst. «Nach zwei Niederlagen haben wir schon eine gewisse Drucksituation», sagte Völler: «Wir müssen punkten, und am besten fangen wir in Madrid damit an.»
Nach der «sehr schlechten ersten Halbzeit» beim 0:3 am Freitag in Frankfurt müsse sein Team «bei Atlético über 90 Minuten ein richtig gutes Spiel machen. Dann haben wir eine realistische Chance, was mitzunehmen. Und wenn wir was mitnehmen, haben wir auch in der Gruppe noch eine realistische Chance», sagte Völler. Gleichzeitig ist die Chance aber auch die letzte, wie Stürmer Kevin Volland anmerkte.
Streng genommen muss Bayer gleich dreifach Wiedergutmachung betreiben: Für die beiden Niederlagen in der Königsklasse in Turin (0:3) und vor allem gegen Lok Moskau (1:2). Für die Niederlage in Frankfurt. Und für das Aus im Achtelfinale gegen Atlético in den Jahren 2015 und 2017. Allerdings haben sich die Colchoneros «gegen uns immer sehr schwer getan», sagte Völler.
Aktuell erachtet er die Spanier, die in den vergangenen zehn Jahren fünfmal in einem Europacup-Finale standen, als schwächer als Juventus Turin. «Juventus ist sicher der Top-Favorit in der Gruppe», sagte der 59-Jährige: «Aber Atlético ist ein unbequemer Gegner mit einem sehr rustikalen, robusten Stil.» Der nach den Verlusten von Abwehr-Ikone Diego Godin, Stürmer-Star Antoine Griezmann und dem für 80 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselten Lucas Hernandez aber verwundbarer scheint als in den Vorjahren. «Uns fehlt noch das Gleichgewicht», gestand auch Trainer Diego Simeone.
Zudem verletzte sich am Wochenende der vielerorts als Wunderkind gepriesene Joao Felix (19). Dessen Ausfall wegen einer Bänderdehnung im Sprunggelenk erachtet Bosz aber nicht als großen Vorteil. «Er ist ein guter Spieler», sagte Bosz: «Aber Atlético ist eine sehr große Mannschaft. Und große Mannschaften haben mehr als elf Spieler», sagte er. Ähnlich sah es Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger. «Er ist eine herausragende Figur im Weltfußball», sagte der Österreicher: «Aber wir wissen, welche Spieler ihn ersetzen können. Deswegen wird es nicht leichter für uns.»
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(dpa)