München – Nach einem schwarzen Freitag und dem Absturz in die Niederungen des bayerischen Amateurfußballs kämpft der TSV 1860 München um seine Zukunft.
Weil Investor und De-facto-Alleinherrscher Hasan Ismaik dem Verein eine Zahlung von rund 10 Millionen Euro verweigerte, dürfen die «Löwen» nicht in die 3. Liga, sondern müssen noch weiter runter. Der Club steht praktisch vor dem Nichts, muss sich aber schnellstmöglich um entscheidende Dinge kümmern. Ganz vieles ist am Ende einer dramatischen Woche noch ungeklärt.
In welcher Liga wird 1860 München künftig spielen?
Nachdem die Drittliga-Teilnahme nicht mehr möglich war, stellte der Bayerische Fußball-Verband einen Startplatz in der Regionalliga in Aussicht. BFV-Präsident Rainer Koch sagte, 1860 sei «einer der bedeutendsten Vereine» im Freistaat. Durch ihren Namen und ihre Tradition würden die «Löwen» die höchste Amateurliga in Bayern massiv aufwerten. Allerdings betonte Koch, dass eine Aufnahme als 19. Team nur möglich sei, wenn die Rahmenbedingungen passen. Dazu gehört auch, dass die dem Mehrheitseigner Ismaik unliebsame 50+1-Regel zum Schutz der Stammvereine gegenüber Investoren unbedingt eingehalten wird.
Welche Aufgaben stehen nun am dringendsten an?
Zu allererst muss der TSV offiziell einen Antrag zur Teilnahme an der Regionalliga stellen. Klingt einfach, ist es aber nicht, weil es nach dem Rücktritt von Ian Ayre keinen Geschäftsführer gibt. BFV-Chef Koch forderte die Sechziger daher auf, «so schnell wie möglich» einen Nachfolger und Ansprechpartner zu bestimmen, um die Formalitäten in die Wege zu leiten. Eine Frist gebe es noch nicht. In den nächsten Tagen werde der Verband aber eine festlegen müssen, hieß es. Die Regionalliga startet Mitte Juli in die neue Spielzeit.
Wie wird das Team aussehen?
Die Spieler der abgelaufenen Saison sind nicht zu halten, 1860 hatte den drittteuersten Kader der 2. Liga. U21-Trainer Daniel Bierofka sagte in dieser Woche, er könne sich vorstellen, dass seine Nachwuchstruppe als Basis für die neue Mannschaft passen würde. Allerdings ging er dabei noch von einer Teilnahme an der 3. Liga aus. Wer das Team trainieren wird, ist offen; Abstiegscoach Vitor Pereira hätte schon in Liga drei nicht mehr zur Verfügung gestanden.
In welchem Stadion tritt der Regionalligist 1860 künftig an?
Die Stadionfrage ist für viele «Löwen»-Fans die wichtigste überhaupt: Sie hassen Bayern Münchens Allianz Arena, wo 1860 als Mieter spielen muss und wünschen sich einen Umzug in das Grünwalder Stadion. Diese Hoffnung schien selbst in der 3. Liga nicht umsetzbar. Noch eine Klasse tiefer könnten sich Chancen auf eine Rückkehr in die alte Heimstätte erhöhen. Allerdings muss der Plan noch intensiv mit der Stadt besprochen werden, das Stadion liegt in einem Wohnviertel.
Welche Rolle wird Hasan Ismaik künftig spielen?
Der Investor kündigte in seiner folgenschweren Erklärung vom Freitagabend an, 1860 «auch in der 4. oder 5. Liga» nicht zu verlassen, weil ihm der Verein und die Fans ans Herz gewachsen seien. Dass der Jordanier selbst nach dem Abstieg aus der 2. Liga nicht das Weite suchte, ist ein Indiz dafür, dass er sich tatsächlich nicht aus dem Staub machen will. In der «Süddeutschen Zeitung» erinnerte er an Red Bull, das in Leipzig auch im Amateurbereich begonnen habe und nächstes Jahr Champions League spiele. Klar ist, dass er weiterhin nach mehr Macht greift und die Vereinsstatuten deshalb ändern will.
Wie geht Verein künftig mit Ismaik um?
Nach dem Rücktritt von Präsident Peter Cassalette gaben sich dessen Stellvertreter Heinz Schmidt und Hans Sitzberger am Abend nach der verweigerten Drittliga-Lizenz kämpferisch. Jetzt werde man nicht mehr länger vor Ismaik kuschen und ihm völlige Freiheiten einräumen müssen, sagten sie. Beide deuteten an, einen doch noch möglichen Weggang Ismaiks zu begrüßen, vor allem weil der e.V. die in der Regionalliga deutlich geringeren Kosten dann selber stemmen könne.
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(dpa)