Berlin – Mit den Länderspielklassikern gegen England und Frankreich will Joachim Löw wichtige Erkenntnisse für den Weg zur großen WM-Mission 2018 sammeln. Vor den Duellen gegen die Ex-Champions stehen für die Fußball-Weltmeister aber zunächst Modefragen im Mittelpunkt.
Lässig lehnt Mats Hummels an einem Betonpfeiler. Seine Hände verschwinden halb in den Hosentaschen, die Mimik verdeutlicht absolute Entschlossenheit. Beim Foto-Shooting im Tiefgaragen-Ambiente sind aber nicht der Innenverteidiger oder seine Teamkollegen Mesut Özil, Thomas Müller und Toni Kroos der Blickfang, sondern das von den Weltmeistern getragene neue Nationaltrikot. Im 90er-Retro-Look mit neuem grau-weißen Touch soll im kommenden Sommer der historische fünfte WM-Coup in Russland gelingen.
Auch wenn Joachim Löw am Dienstag in Berlin seinen Kader zur Vorbereitung auf die WM-Härtetests gegen England am Freitag (21.00 Uhr) im Londoner Wembleystadion und vier Tage später in Köln gegen Frankreich versammelt, geht es zunächst um Mode-Fragen. Statt Training und Taktikschulung stehen Werbedrehs und Foto-Shootings für Sponsoren auf dem Ablaufplan.
Löw hat Russland 2018 alles untergeordnet. In der Hauptstadt wird aber auch der DFB-Chefcoach zu Filmaufnahmen in ein neues Outfit schlüpfen. Erst dann kann er sein 25-Mann-Aufgebot um die Rückkehrer Mario Götze und Ilkay Gündogan mit nur zwei Trainingseinheiten auch sportlich auf den ersten von zwei Länderspielklassikern in Englands Fußball-Tempel einschwören.
Mit Bildern von Hummels und Co. präsentierte der Deutsche Fußball-Bund schon im Internet das Heimtrikot für die WM 2018, das mit seinem Zackenmuster an das Jersey des WM-Triumphes von Rom 1990 erinnert. Dienstagabend werden der Bundestrainer und die Nationalspieler in einer Location von Ausrüster Adidas im Stadtteil Gesundbrunnen zur Live-Präsentation des Trikots erwartet.
«Der Fußball ist moderner und hipper geworden, dementsprechend ist das Trikot gelungen», sagte Müller. Und Hummels griff in einer Verbandsmitteilung die historische Verbindung auf: «Ich kenne natürlich die Trikots von 1990, erkenne auch die Parallelen – und sehe deshalb Vielversprechendes für die WM.»
England und Frankreich sind für Löw als prominente Kontrahenten die ersten Gradmesser – im März 2018 folgen noch Spanien und Brasilien. Im Sommer soll dann in Moskau mit dem fünften WM-Titel «Übermenschliches» (Löw) gelingen. «Ich möchte, dass die Spieler alles für die Mannschaft tun», hat der Bundestrainer als WM-Vorbereitungs-Philosophie vorgegeben.
37 Spieler hat Löw bei den zehn Siegen in der souveränen Rekord-Qualifikation eingesetzt. Nun beginnt der Ausleseprozess. «Die Türe ist natürlich offen. Manchmal kommt der eine oder andere dazu, mit dem man noch nicht rechnet», sagte Löw. Als Beweis seiner Worte beförderte der 57-Jährige überraschend den Leipziger Verteidiger Marcel Halstenberg zum Neuling für den Jahresausklang.
Mit dem nach seinem zweiten Fußbruch weiter fehlenden Stammtorwart Manuel Neuer rechnet Löw fest. «Wenn er im Januar, Februar wieder einsteigen kann, hat er drei, vier Monate. Er wird es schaffen, in Form zu kommen, davon gehe ich jetzt aus», sagte Löw kürzlich im ZDF. Welch schmerzliche Lücke ein WM-Ausfall von Neuer reißen würde, wurde auch bei der Online-Trikotpräsentation deutlich. Auf dem Foto mit dem blauen WM-Torwartshirt, für das ein Modell herhalten musste, fehlte der Kopf.
Fotocredits: Christian Charisius,.
(dpa)