Olympia

Wenig Fans, hohes Tempo – Premiere von Frauen-Rugby

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Rio de Janeiro – Beim olympischen Siebener-Rugby geht es dieser Tage ungefähr so turbulent zu wie beim Hallenfußball, der so manchem Bundesliga-Fan die Winterpause verkürzt. Ein Spiel folgt aufs andere, gerade einmal 14 Minuten dauert eine Partie.

Nähert sich ein Match dem Ende, stehen die beiden neuen Teams unten schon bereit – eine Art fliegender Wechsel im olympischen Medaillenkampf. Unübersichtlichkeit ist die Folge, doch die Spielerinnen genießen ihren Auftritt. «Wir schreiben hier gerade Geschichte und sind voller Ekstase», sagt die Britin Natasha Hunt.

Rugby ist nach einer langen Pause von 92 Jahren wieder olympisch – ganz neu beim Ringe-Spektakel ist allerdings die besondere Variante des Spiels: Im Gegensatz zum klassischen Format bilden nicht 15, sondern nur sieben Spieler eine Mannschaft, die Größe des Spielfeldes bleibt dieselbe. Was dazu führt, dass viel weniger taktiert werden kann als üblich. Wer angreift, hat deutlich größere Chancen auf Punkte. Und das sorgt sogar für etwas Stimmung auf den Tribünen.

Die Zuschauer johlen bei flinken Angriffsaktionen und verbringen den Tag bei der olympischen Premiere von Frauen-Rugby ansonsten mit essen, trinken, Zeitunglesen, tratschen mit dem Sitznachbarn. Von 11.00 bis 19.00 Uhr erstreckt sich das Programm in Rio de Janeiro allein am ersten Wettkampftag. Fidschi schlägt die USA, verliert aber gegen Australien; Frankreich gewinnt gegen Spanien und Kenia; Gastgeber Brasilien unterliegt Großbritannien und Kanada.

Innerhalb von drei Tagen stehen die Medaillengewinner fest, im Rugby ist das eine ganz ungewohnte Dimension. Die Männer-WM 2015 in England ging ebenso wie die Frauen-WM 2014 in Frankreich über eineinhalb Monate, normalerweise dauert jedes Spiel 80 Minuten. Allein die fünf Ringe am Stadion machen aber auch dieses Turbo-Turnier für die Aktiven zu einem unvergesslichen Erlebnis. «Das ist alles wahnsinnig aufregend. Durch Olympia wird Frauen-Rugby enorm wachsen», meint die Neuseeländerin Sarah Goss.

Weiter oben auf der Tribüne ruft eine ältere Frau: «Come on, Fidschi, come on!» Fast jeder im Stadion kann es hören, denn richtig laut wird es fast nie. Gut zwei Drittel der Plätze im rund 15 500 Fans fassenden Deodoro Stadium sind am ersten Tag leer geblieben – was sicherlich auch daran liegt, dass Frauen-Rugby weniger Anziehungspotenzial hat als die Männervariante.

Dennoch sei alles hier «20 Millionen Mal größer als bei anderen Turnieren», sagt die Australierin Charlotte Caslick, deren Team von einigen Brasilianern bejubelt wird. Warum? «Weil die Brasilianer wie die Australier sind: Sie lieben Partys, sie lieben das Singen, das Tanzen, das Trinken», urteilt Teamgefährtin Alicia Quirk.

Von Dienstag an werden die Männer um Medaillen kämpfen, allerdings wie bei den Frauen ohne deutsche Beteiligung. Dann dürfte es im Deodoro Stadium um einiges lauter werden – auch wenn die dürftige Kulisse beim Frauen-Wettkampfauftakt für einige schon zu viel des Guten war. «Weil es so laut im Stadion gewesen ist, konnten wir auf dem Feld gar nicht mehr kommunzieren. Die Zuschauer haben uns übertönt», befand die Kanadierin Jennifer Kish.

Fotocredits: Armando Babani,Armando Babani,Armando Babani,Dean Lewins
(dpa)

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