Oslo – Mit weltmeisterlicher Souveränität hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den ersten kleinen Schritt auf dem weiten Weg zur Titelverteidigung 2018 in Russland gemacht.
Angeführt vom nach der Europameisterschaft prompt wieder treffsicheren Thomas Müller gewann das DFB-Team am Sonntagabend in Oslo gegen Norwegen ungefährdet mit 3:0 (2:0) und erfüllte damit die Forderung von Bundestrainer Joachim Löw nach einem gelungenen Start in die WM-Qualifikation.
Müller mit seinen Länderspieltoren 33 und 34 (15./60. Minute) sowie sein erstmals im Nationaltrikot erfolgreicher Bayern-Kollege Joshua Kimmich (45.) sorgten für einen entspannten Abend vor 26 793 Zuschauern im Ullevaal-Stadion. Die DFB-Auswahl setzt die Ausscheidungsrunde im Oktober mit zwei Heimspielen in Hamburg gegen Tschechien und in Hannover gegen Nordirland fort. Vor zwei Jahren hatten die in Köpfen und Beinen müden Weltmeister in den ersten drei EM-Qualifikationspartien noch fünf Punkte liegen lassen.
In seinem 139. Länderspiel als Bundestrainer, durch das Löw in der DFB-internen Rangliste mit Helmut Schön gleichzog und auf Platz zwei vorrückte, setzte der Coach auf eine Startformation mit elf EM-Teilnehmern. Und die zeigte sich mit Ausnahme kleinerer Defensiv-Wackler über 90 Minuten in jeder Hinsicht überlegen. Die vom neuen Kapitän Manuel Neuer aufs Feld geführte Mannschaft übernahm schnell das Kommando, überzeugte mit großer Präsenz im norwegischen Strafraum und konnte sich stets auf die kreativen Momente des bestens aufgelegten Mesut Özil verlassen. Von der auch von Löw häufig beklagten deutschen Abschlussschwäche war diesmal nichts zu sehen.
Bei bestem Spätsommerwetter näherte sich der bei der EM torlose Müller schon nach acht Minuten erstmals dem von Herthas Rune Jarstein gehüteten norwegischen Tor an. Der Kopfball des 26-Jährigen geriet aber einen Tick zu ungenau. Zwei Minuten später scheiterte Benedikt Höwedes, der kurz zuvor noch einen Defensiv-Patzer von Mats Hummels ausgebügelt hatte, nach einer feinen Kombination über Özil und Müller unglücklich an Jarsteins Fuß.
Danach allerdings war auch der Berliner Keeper machtlos. Auf Pass von Özil eröffneten sich Müller innerhalb weniger Sekunden gleich zwei Einschusschancen. Beim ersten Versuch traf der Bayer den Ball nicht und fiel hin, kam jedoch fix wieder auf die Beine und überwand Jarstein gedankenschnell mit links. Für Müller war es der erste Länderspieltreffer nach zuvor 603 torlosen Minuten.
Die Norweger präsentierten sich im Aufeinandertreffen mit den Weltmeistern viel zu respektvoll und kamen kaum einmal entschlossen in die Zweikämpfe. Nur in der Offensive setzten die Skandinavier anfangs hin und wieder kleine Stiche. So kam Stürmer Joshua King nach einem Fehler von Bayern-Jungprofi Kimmich aus 18 Metern frei zum Schuss, jagte den Ball aber über Neuers Tor (24.).
Dies blieb die einzige wirkliche norwegische Torannäherung – Löws Profis dagegen demonstrierten kurz vor der Pause eindrucksvoll ihre Klasse. Aus halbrechter Position sorgte Kimmich mit einem trockenen Schuss für die Vorentscheidung, nachdem der offensivstarke Youngster zuvor von Özil und Müller bestens in Szene gesetzt worden war. Im siebten Länderspiel belohnte sich EM-Entdeckung Kimmich mit dem ersten Treffer, dies machte so manche defensive Nachlässigkeit wett.
Der Gegentreffer vor dem Seitenwechsel wirkte als Quasi-Knockout für die Norweger. Nun liefen die Skandinavier fast nur noch hinterher und ließen der deutschen Mannschaft noch mehr Raum für Kombinationen als vorher. Exemplarisch dafür war die Entstehung des dritten Tores. Unbedrängt konnte Sami Khedira in aller Ruhe von rechts in den Strafraum flanken, in der Mitte fand er Müller. Gegen den platzierten Kopfball des Münchners hatte Jarstein erneut keine Abwehrchance.
Mit Ausnahme von zwei Chancen des eingewechselten Julian Brandt (77./83.) verwaltete das deutsche Team anschließend im Schongang das Ergebnis – und ersparte den Norwegern weitere bittere Momente.
Fotocredits: Federico Gambarini,Jon Olav Nesvold,Federico Gambarini,Federico Gambarini,Federico Gambarini,Federico Gambarini,Federico Gambarini
(dpa)