Zürich – Cristiano Ronaldo hielt seine Tränen nur mit größter Mühe zurück. Völlig überwältigt bejubelte Portugals Superstar nach einem herausragenden Jahr seine vierte Kür zum FIFA-Weltfußballer.
Eine Dreiviertelstunde nach der Ehrung für Welttrainerin Silvia Neid bekam der 31-Jährige die silberne Trophäe in Zürich von Weltverbands-Präsident Gianni Infantino – und hielt eine emotionale Dankesrede. «Welche Ehre», sagte Ronaldo mit stockender Stimme. «Ich bin sprachlos. 2016 war das beste Jahr meiner Karriere. Es gab Zweifel, schwierige Momente, aber es hat sich gezeigt, dass wir weiter gut spielen. Ich hatte keine Zweifel, dass wir viel gewinnen können.»
Die Ehrung ist der letzte Beweis seiner Ausnahmestellung nach einem Jahr mit dem EM-Titelcoup sowie dem Gewinn der Champions League und Club-WM. Sein größter Rivale Lionel Messi und die weiteren Profis des FC Barcelona fehlten mit Entschuldigungsschreiben ihres Clubs hingegen bei der Zeremonie in einem wenig glamourösen TV-Studio. Frankreichs EM-Liebling Antoine Griezmann blieb auf der Bühne nur die Rolle als Gratulant.
So richteten sich in dem Züricher TV-Studio alle Blitzlichter auf Ronaldo – und die weiteren Preisträger. Knapp fünf Monate nach dem Olympiasieg und ihrem anschließenden Abschied als Coach der deutschen Frauen erhielt Neid bereits zum dritten Mal die Trophäe als FIFA-Welttrainerin. «Ich bin überwältigt, das ist eine große Ehre für mich, diese Trophäe zu gewinnen», schwärmte die 52-Jährige. «Das ist der Wahnsinn.»
Rio-Torschützenkönigin Melanie Behringer verpasste hingegen den ganz großen Triumph – die Mittelfeldspielerin musste sich bei der Kür der Weltfußballerin der Amerikanerin Carli Lloyd geschlagen geben und wurde Dritte hinter Brasiliens Marta. Manuel Neuer und Reals Toni Kroos stehen zudem in der Elf des Jahres. «Noch haben wir so nicht zusammen gespielt, aber da sind schon sehr gute Leute vor mir», sagte Bayern-Torhüter Neuer zu der Auswahl um Ronaldo, Messi & Co.
Unter die Top drei bei der Weltfußballerwahl schafften es die Schützlinge von Bundestrainer Joachim Löw allerdings nicht. Mit seiner insgesamt achten großen individuellen Saison-Ehrung schloss Ronaldo zu Messi auf. «Persönlich war das der beste Moment in meiner Karriere», schwärmte der 31-Jährige vom EM-Coup mit seiner Heimat. Vergessen sind vorerst die medialen Vorwürfe, mit Steuertricks mehrere Millionen Euro hinterzogen zu haben.
Bei den Weltfußballer-Trophäen liegt Messi mit fünf Auszeichnungen allerdings noch weiter vorne. Der Argentinier und seine Teamkollegen des FC Barcelona waren nicht bei der Zeremonie dabei – Priorität habe die Vorbereitung auf das Pokalspiel gegen Atletic Bilbao am Mittwoch, teilte der Club mit.
Mit dem vierten Weltfußballer-Titel hat Ronaldo seinen Coach Zinedine Zidane, der die Auszeichnung während seiner aktiven Karriere dreimal gewann, bereits überholt. Erst Mitte Dezember hatte Ronaldo zudem den Ballon d’Or der französischen Zeitung «France Football» erhalten. Erstmals seit fünf Jahren veranstaltete die FIFA die Kür zum Weltfußballer dieses Jahr wieder ohne die Zeitschrift. Dafür erfand der Weltverband den neuen Namen «The Best FIFA Football Awards» und ließ eine neue, silbernfarbene Trophäe kreieren.
Nach dem sensationellen Titelgewinn in der englischen Premier League mit Abstiegskandidat Leicester City gewann Claudio Ranieri nun auch noch die Auszeichnung als Trainer des Jahres vor Reals Zidane und Portugals Europameister-Coach Fernando Santos. «Ich werde hier verrückt», sagte der Italiener überwältigt. «Was für ein verrücktes Jahr.»
Bei der Weltfußballer-Wahl waren zu gleichen Teilen die Stimmen der Spielführer und Cheftrainer von Nationalteams, einer ausgewählten Gruppe von Medienvertretern sowie erstmals auch Fans ausschlaggebend.
Den neuen FIFA-Fan-Award bestimmten hingegen die Fußball-Anhänger nach einer Vornominierung durch eine Jury alleine. Die Fans von Borussia Dortmund erhielten die Auszeichnung gemeinsam mit den Anhängern des FC Liverpool. Die FIFA ehrte damit das Verhalten der Zuschauer beider Clubs beim Europa-League-Viertelfinale an der Anfield Road im vergangenen Jahr. In Erinnerung an die 96 Todesopfer der Hillsborough-Tragödie im Jahr 1989 hatten Fans beider Clubs die Hymne «You’ll never walk alone» angestimmt.
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(dpa)