Monza – Eine schon völlig verkorkst begonnene Saison droht für Pascal Wehrlein zum vorläufigen Ende seiner Formel-1-Karriere zu werden. Nach nur zwei Jahren in der Königsklasse des Motorsports gehen dem ehemaligen DTM-Meister von 2015 die Optionen aus.
«Ich denke nicht, dass ich im kommenden Jahr einen Platz bei Sauber haben kann», sagte Wehrlein jüngst in Spa-Francorchamps. Nur ein Jahr wäre dann Wehrlein für das Schweizer Privatteam gefahren. Die enge Zusammenarbeit mit Ferrari dürfte ihm zum sportlichen Verhängnis werden, die Scuderia wird als alter und neuer Motorenpartner in der nächsten Saison den Mercedes-Zögling gegen einen Piloten aus der Ferrari-Nachwuchsschmiede eintauschen wollen. In die Diskussion um die Fahrerfrage sei auch Ferrari eingebunden, räumte Sauber-Teamchef Frederic Vasseur bereits ein.
Einer der Kandidaten, Charles Leclerc, 19 Jahre alter Monegasse, betreibt als Führender der Formel 2 beste Eigenwerbung. Zweiter Kandidat ist Antonio Giovinazzi, 23 Jahre alter Italiener. Er fuhr bereits anstelle von Wehrlein, als dieser wegen gebrochener Wirbel nach seinem Unfall beim Spaßrennen «Race of Champions» Ende Januar die ersten beiden Grand Prix in dieser Saison in Australien und China nicht fahren durfte. Nebenbei ist Giovinazzi auch Ersatzpilot der Scuderia für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen.
Nicht auszuschließen, dass Ferrari das Heimrennen in Monza an diesem Wochenende nutzt, um einen seiner Nachwuchspiloten als künftigen Sauber-Fahrer vorzustellen. «Es macht einfach Sinn, dass Ferrari seine Nachwuchsfahrer dort hineinbringt. Wenn ich mich so umhöre, dann wird es wohl so kommen», sagte Wehrlein.
Für ihn könnte es damit ganz bitter enden. Wehrlein müsse alle Möglichkeiten nutzen, um im Sauber starke Leistungen zu zeigen, meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. «Er muss weiter alles geben, und dann müssen wir schauen, welche Alternativen es gibt.»
Für Mercedes selbst hatte es schon vor der Saison nicht gereicht. Nach dem überraschenden Rücktritt von Nico Rosberg zog der deutsche Werksrennstall den Finnen Valtteri Bottas dem Zögling aus der eigenen Nachwuchs-Schule vor. Ein Engagement Wehrleins bei Mercedes‘ Motorenpartner Force India kam auch nicht zustande, nachdem Wehrleins Formel-1-Einstiegsteam Manor Pleite gegangen war.
Der Sigmaringer war gleich nach seinem Erfolg als jüngster Champion der DTM zum Formel-1-Piloten befördert worden. Im völlig unterlegenen Manor hatte er 2016 in Österreich mit Platz zehn einen Punkt geholt. Im Sauber schaffte es Wehrlein in diesem Jahr in Spanien auf Rang acht, in Aserbaidschan wurde der Teamkollege des Schweden Marcus Ericsson Zehnter.
Sollte Wehrlein kein Cockpit fürs kommende Jahr bekommen, würde die deutsche Fraktion auf nur noch zwei Fahrer schrumpfen. Neben Vettel ist der Verbleib von Nico Hülkenberg bei Renault sicher.
Fotocredits: Zsolt Czegledi
(dpa)