München – Hansi Flick hatte zum Ende der Gute-Laune-Woche beim FC Bayern einen umfangreichen Wunschzettel mitgebracht.
Der Trainer wünscht sich «eine volle Kapelle» mit dem lange verletzten Niklas Süle und den Leihspielern um Philippe Coutinho und Ivan Perisic fürs Finalturnier der Champions League im August. Auch die «top, top Spieler» David Alaba und Thiago möchte der 55-Jährige unbedingt über deren aktuelles Vertragsende 2021 hinaus weiter im Bayern-Trikot sehen, wie er deutlich sagte. Kurzfristig geht aber der Blick zum DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen, in dem die Münchner nach dem vorzeitigen Gewinn der 30. Meisterschaft am 4. Juli in Berlin auch das nächste nationale Double feiern wollen.
«Es ist nicht so: Wir haben die Meisterschaft – und damit ist es getan», verkündete Flick. Im den letzten Ligaspielen am Samstag (15.30 Uhr) gegen den Europa-League-Anwärter SC Freiburg und eine Woche später bei der Übergabe der Meisterschale in Wolfsburg soll die von der Corona-Krise belasteten Fußball-Bundesliga erfolgreich abgeschlossen werden. «Es ist ganz wichtig, dass wir den Rhythmus beibehalten», sagte der 55 Jahre alte Coach, der gegen Freiburg zum Rotieren gezwungen ist. Neben dem gesperrten Alphonso Davies fällt David Alaba (Sprunggelenks-Probleme) sicher aus. Auch die angeschlagenen Serge Gnabry und Perisic dürften nicht auflaufen.
Für einen Rückkehrer im Kollegenkreis gab’s vor dem vorletzten Spieltag ein besonders herzliches «Hallo». Nationalspieler Süle mischt exakt acht Monate nach seinem Kreuzbandriss im linken Knie wieder im Teamtraining mit. Auch Coutinho ist nach seiner Operation am Fuß wieder bei der Mannschaft. «Beide haben erste Schritte im Training gemacht. Das hat recht vielversprechend ausgesehen», berichtete Flick. Er hofft auf das Duo – und auch auf den im Aufbautraining befindlichen Franzosen Corentin Tolisso – vor allem beim Finalturnier in der Champions vom 12. bis 23. August in Lissabon. «Sollten wir für die Champions League die volle Kapelle haben, wäre das natürlich super», erklärte Flick. Sein Wunsch ist es, dass darum die Leihspieler Coutinho (FC Barcelona) und Perisic (Inter Mailand) zumindest bis Ende August Bayern-Spieler bleiben.
Vor dem ersten «Reinschnuppern» (Flick) ins Teamtraining mussten Süle und Coutinho zunächst einmal zwei negative Corona-Tests nachweisen. Diesem Prozedere unterzogen sich auch die Vereinsbosse, um nach dem vorschriftsmäßigen Distanz-Jubel von Bremen am Samstagabend bei einem Meisteressen im kleinen, auserwählten Kreis den achten Titelgewinn in Serie in einem festlichen Rahmen feiern zu können.
«Wir wollen es nicht überstürzen», sagte Flick zu den weiteren Planungen mit Süle. Auf einem Trainings-Video war der Tatendrang des 24 Jahren alten Abwehrhünen sofort wieder zu erkennen. «Niklas hat schon auch den Wunsch geäußert, dass er dieses Jahr noch mal spielen möchte», verriet Flick. Man müsse aber abwarten, wie das operierte Knie die steigende Belastung verkrafte.
Flick hat ja keinen Handlungsdruck, weder bei Süle noch beim Offensivspieler Coutinho. Gegen Freiburg geht es am ehesten darum, im Siegrhythmus zu bleiben – und vielleicht noch die Marke von 100 Saisontoren anzugreifen. Bei 93 stehen Robert Lewandowski und Co., der designierte Torschützenkönig erzielte ein Drittel (!) davon.
Flick kündigte wegen der Ausfälle und angeschlagenen Akteure «den einen oder anderen Wechsel an». Eine Einsatzgarantie gab er Lucas Hernández. Der 80-Millionen-Einkauf, für den das erste Bayern-Jahr trotz des Meistertitels auch aus Verletzungsgründen frustrierend verlief, könnte in der Abwehrkette Alaba oder Davies ersetzen.
Freiburg-Coach Christian Streich rechnet nicht mit Meister-Bayern, die es locker angehen lassen: «Die haben natürlich auch als Meister noch Bock zu spielen.» Er kennt das ja schon. 2017 gastierte der Sportclub am letzten Spieltag in der Allianz Arena. Die Münchner standen auch damals schon als Meister fest – und die Freiburger kämpften auch damals um den direkten Einzug in die Europa League.
Was passierte? Die Bayern siegten beim stimmungsvollen Abschied von Kapitän Philipp Lahm 4:1. Diesmal wird zumindest der Rahmen ohne 75.000 Zuschauer und die Meisterschale, die den Bayern erst in einer Woche in Wolfsburg überreicht wird, ein völlig anderer sein.
Fotocredits: Soeren Stache,Matthias Balk
(dpa)