Cardiff – Nur ein Weltmeister kann siegen: Die Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos und Sami Khedira sind im Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin diesmal Gegner.
Beim Duell des besten Angriffs gegen die beste Abwehr stehen aber nicht nur die beiden DFB-Stars ganz besonders im Fokus. Darüber hinaus gibt es von Real-Rekordmann Cristiano Ronaldo bis hin zu Italiens Torwart-Legende Gianlugi Buffon reichlich Persönlichkeiten, die am Samstag das Finale in Cardiff prägen könnten. Ein dritter Deutscher neben Kroos und Khedira möchte ungern die größten Schlagzeilen bestimmen.
Toni Kroos (Real Madrid/27 Jahre): Der Weltmeister hat schon etwas geschafft, was keinem anderen Deutschen glückte. Er gewann die Champions League mit zwei Vereinen: Mit Bayern 2013 und mit Real im Vorjahr. Kroos stabilisiert das Mittelfeld, ist bei den Standards ein gefährlicher Vorbereiter. «Madridistas, hoffentlich können wir nach dem Spiel groß feiern», sagt Kroos. Mit seinem dritten Erfolg stünde er auf einer Stufe wie die große Bayern-Generation um Franz Beckenbauer und Gerd Müller, die dreimal den Landesmeistercup gewann.
Sami Khedira (Juventus Turin/30 Jahre): Fünf Jahre arbeitete Khedira im Mittelfeld für Real, gewann 2014 mit Madrid die Champions League. Ein Jahr später wechselte der Weltmeister zu Juve, wo er ungleich größere Wertschätzung erfährt. Nach seiner Verletzung wurde der frühere Stuttgarter rechtzeitig fit für das Endspiel. Zu Madrids Mittelfeld-Ass Luka Modric und einigen Teambetreuern hat er noch einen guten Kontakt, aber jetzt zählt nur das Finale. «Wir wollen gerne gewinnen und sind gut vorbereitet», sagt Khedira.
Cristiano Ronaldo (Real Madrid/32 Jahre): Der Weltfußballer will seinen vierten Champions-League-Titel nach 2008, 2014 und 2016. Er, der Superstar, möchte Real zur ersten erfolgreichen Titelverteidigung in der Königsklasse überhaupt führen. Als erster Spieler knackte er die 100-Tore-Marke in Europas Elite. Insgesamt steht er zum fünften Mal im Finale. Nur 2009 verlor er: Mit Manchester United gegen den FC Barcelona und Lionel Messi. «Es wird ein spezieller Moment. Ein weiterer Triumph wäre außergewöhnlich», sagt Ronaldo.
Gianluigi Buffon (Juventus Turin/39 Jahre): Wie lange quält sich der Weltmeister von 2006 nicht schon, um endlich den Henkelpott in den Händen zu halten. Im Endspiel von 2003 waren zwei gehaltene Elfmeter beim 2:3 im Duell vom Punkt gegen den AC Mailand zu wenig. Vor zwei Jahren unterlag «Super-Gigi» mit Juve dem FC Barcelona 1:3. Jetzt die Champions League, 2018 die WM – das wäre das perfekte Karriereende von Italiens Torwart-Legende. «Neulich wurde mir bewusst, dass ich fast drei Generationen auf dem Fußballplatz erlebt habe», sagt Buffon.
Gareth Bale (Real Madrid/27): Auch er war verletzt, jetzt ist der Angreifer einsatzbereit. Da sich der walisische Fußball-Held aber nicht fit für 90 Minuten fühlt, dürfte er zunächst auf der Bank hocken. «Ich bin nicht in Bestform», sagt Bale. Vieles spricht dafür, dass Trainer Zinedine Zidane auf Isco baut. Wichtig ist Bale aber vor allem das Ergebnis. Er will als erst dritter Star den Champions-League-Triumph in der Geburtsstadt feiern. Das glückte zuvor Nicolas Anelka (2000/Paris) und Angelo Di Livio (1996/Rom).
Gonzalo Higuaín (Juventus Turin/29 Jahre): Der Argentinier, der vor der Saison für 90 Millionen Euro aus Neapel kam, steht besonders im Fokus. Sechseinhalb Jahre trug der Stürmer das weiße Trikot der Königlichen, jetzt will er mit Juve siegen. «Ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr ich die Champions League für Juventus gewinnen will», sagt Higuaín. Wie sich der Titelgewinn anfühlt, kann er bei Sturmkollegen Mario Mandzukic nachfragen. Der Kroate jubelte beim Endspielsieg des FC Bayern 2013 gegen Dortmund als Torschütze.
Sergio Ramos (Real Madrid/31 Jahre): Er kann als erster Kapitän in der Champions League den Pokal in zwei Jahren nacheinander in Empfang nehmen. Der Modellathlet hat in der Defensive eine beeindruckend geringe Fehlerquote, dazu ist er nach Standards offensiv brandgefährlich. Ramos ist der Leader im Team, auf und neben dem Platz. Er und Ronaldo könnten die ersten Spieler sein, die im dritten Endspiel in der Champions League treffen. «Drei Siege in vier Jahren – das wäre wundervoll», sagt Ramos.
Giorgio Chiellini (Juventus Turin/32 Jahre): Dass Juve nur drei Gegentore in dieser Saison in Europa kassierte, ist auch der exzellenten Defensivreihe um Oldie Chiellini zu verdanken. Nachdem es beim Finale 2015 ein Wiedersehen mit Barcelonas WM-Beißer Luis Suárez gab, muss er diesmal keine Fragen zu solchen Kuriositäten beantworten. Chiellini, der neben dem Fußball Betriebswirtschaft studierte, nimmt für die Abwehrarbeit gegen Super-Angreifer alle in die Pflicht. «Da ist die ganze Mannschaft gefragt», sagt er.
Felix Brych (Deutschland/41 Jahre): Wenn über ihn nach dem Spiel nicht viel geredet wird, hat er seine Sache gut gemacht. Zum 30. Mal steht ein europäisches Endspiel unter der Leitung eines deutschen Referees, zum vierten Mal ist es ein Männerfinale in der Champions League. «Nach unseren Einsätzen bei der WM 2014 und der EM 2016 sowie dem Endspiel der Europa League 2014 war es in den vergangenen Jahren als Team unser großes Ziel, einmal das Finale der Champions League zu leiten», sagt der Münchener.
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(dpa)