Olympia

Von der Tour aufs Mountainbike: Der Seitenwechsler Sagan

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Rio de Janeiro – Straßen-Weltmeister Peter Sagan ist auch als Entertainer ein außergewöhnliches Talent. Sein Unterhaltungswert ist enorm. Wenn er ganz ausgelassen ist, fährt er schon mal mit einem Wheelie – nur auf dem Hinterrad – über den Zielstrich.

Manchmal schießt der 26-Jährige auch über das Ziel hinaus und kneift bei der Siegerehrung einer Hostessin diebisch grinsend in den Allerwertesten. Wenigstens folgte der Entgleisung nach der Flandern-Rundfahrt 2013 prompt die Entschuldigung.

Am Sonntag startet der fünfmalige Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France im olympischen Mountainbike-Rennen. Wieder nur eine weitere Verrücktheit des Slowaken mit den schulterlangen Haaren? «Technisch gesehen bin ich nicht schlecht. Ich bin nicht hier, um zu verlieren», kündigt Sagan an – und fügt hinzu: «Kann ich gewinnen? Wenn ich verliere, bin ich nicht enttäuscht. Wenn ich gewinne, ist es gut.»

Mountainbike-Experten nehmen den schillernden Slowaken jedenfalls ernst. «Ein Gag ist es sicher nicht und natürlich ist Peter Sagan auch kein Mountainbike-Debütant. Allerdings glaube ich nicht, dass er eine Medaillenchance hat, aber ein Top-Ten-Platz ist auf jeden Fall drin», sagt Ralf Schäuble, der Ehefrau und Betreuer von Sabine Spitz, deren geplanter Start am Samstag ein Wettlauf gegen die Zeit wurde.

Als Spitz 2008 in Peking Gold holte, wurde Sagan im gleichen Jahr Junioren-Weltmeister auf dem Mountainbike. Acht Jahr später kehrt der Slowake mit der Tom-Waits-Stimme, der im Juli drei Tour-Etappen gewann und zum ersten Mal das Gelbe Trikot trug, aufs Cross-Bike zurück. «Natürlich ist das ein großer Traum für mich», sagt er. Zwar hätten sich viele Dinge seitdem geändert, aber er werde es versuchen. «Ich werde mit Sicherheit mein Maximum geben.»

Ob das für einen Coup reicht? Topsprinter André Greipel, der Sagan auf der letzten Tour-Etappe auf den Champs Elysées hauchdünn geschlagen hatte, ist etwas skeptisch. «Auch als «Wunderkind» wird er es schwer haben, mit den Spezialisten mitzuhalten», sagte der gebürtige Rostocker der Deutschen Presse-Agentur.

Sagans neuer Arbeitgeber Bora-Hansgrohe freut sich über die Vielseitigkeit des kommenden Top-Angestellten. «Ich kenne ihn noch nicht so gut, er fährt erst nächstes Jahr bei mir. Ich weiß aber, dass er sich viel vorgenommen hat und extra in einem Höhentrainingslager war. Dem Radsport tut solche Flexibilität gut», erklärt Ralph Denk, der sich mit Hilfe seines neuen Geldgebers Sagans kostspielige Dienste für die kommenden drei Jahre gesichert hat.

Sicher ist: Mit Sagan ist immer was zu lachen. Ein Video zeigt, wie er sein Rad nach dem Training auf dem Autodach verstaut: Sagan, zusammen mit den mehrfachen Tour-Siegern Chris Froome und Alberto Contador sowie Vincenzo Nibali Topverdiener im Profizirkus, fährt direkt über die Motorhaube hinauf.

Die slowakischen Mountainbiker hatten in der Olympia-Qualifikation nur einen Startplatz erhalten. Der nationale Verband legte sich – sicher auch aus Imagegründen – auf den charismatischen Straßenprofi fest. Der wohl beste Mountainbiker des Landes, Michal Lami, musste zu Hause bleiben.

Fotocredits: Kim Ludbrook
(dpa)

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