Leverkusen – Erst Chancentod, dann umjubelter Matchwinner: Kevin Volland hat Bayer Leverkusen zu einem erlösenden Sieg geführt und die Hoffnung auf eine Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga geschürt.
Der zehnmalige Nationalspieler erzielte im Duell der Saison-Enttäuschungen beide Treffer beim 2:0 (0:0) der Leverkusener gegen den Tabellenletzten VfB Stuttgart (76./83.). Zuvor hatte Volland gleich vier Großchancen teilweise kläglich vergeben.
«Das war ein Arbeitssieg», sagte Leverkusens Trainer Heiko Herrlich bei Eurosport. Während sich Bayer nach zuvor wieder einmal zwei Bundesliga-Niederlagen mit nun 14 Punkten zumindest in Richtung Tabellen-Mittelfeld orientiert, bleiben die Schwaben wohl auch nach dem 12. Spieltag Tabellenletzter. Dies könnte sich am Samstag nur ändern, falls Fortuna Düsseldorf beim FC Bayern München mit mindestens vier Toren Unterschied verliert. «Hauptsache, wir haben heute gewonnen», sagte Leverkusens Julian Brandt und räumte «unerklärliche Leistungsschwankungen» in dieser Saison ein.
«Eine Niederlage schmerzt grundsätzlich immer. Wir wollten hier unbedingt etwas mitnehmen», sagte der Stuttgarter Dennis Aogo. Die Situation sei nicht zufriedenstellend. «Aber es bringt nichts zu jammern.» In der ersten Viertelstunde stand der Videobeweis im Mittelpunkt. Nach 44 Sekunden foulte Leverkusens Charles Aranguiz den Stuttgarter Pablo Maffeo im Strafraum. Schiedsrichter Robert Schröder pfiff keinen Elfmeter und wurde von Video-Assistent Patrick Ittrich auch nicht korrigiert oder um Ansicht der Video-Bilder gebeten. «Für mich war das ein klarer Elfmeter», kritisierte Aogo.
In der 14. Minute griff Ittrich dann zurecht ein. Nach einem Handspiel des für den kurzfristig erkrankten Timo Baumgartl ins Team gerückten Emiliano Insua hatte Schröder zunächst auf Strafstoß entschieden. Rund anderthalb Minuten später erfolgte die Korrektur: Das Handspiel hatte außerhalb des Strafraums stattgefunden.
Schiedsrichter Schröder vom Verein SG Blaues Wunder aus Hannover wirkte in seinem vierten Bundesliga-Spiel auch abseits dieser Szenen teilweise überfordert und musste alleine in der ersten Halbzeit sechs Gelbe Karten zeigen. Trotz der ständigen Unterbrechungen erlebten die nur 24.632 Zuschauer in der BayArena aber ein zumindest ansehnliches Spiel. Stuttgart versuchte über die aggressiven Maffeo und Nicolas Gonzalez die Unsicherheiten auf den beiden neuformierten Defensiv-Flügeln Bayers zu nutzen, was aber kaum zu Torchancen führte.
Leverkusen spielte dagegen oft schnell und flüssig durch das Zentrum und hätte angesichts einiger guter Möglichkeiten zur Pause führen müssen, eigentlich sogar deutlich. Doch eben Volland (7./34./45.+2), der kroatische Vize-Weltmeister Tin Jedvaj (30.) und der wieder sehr spielfreudige Jung-Nationalspieler Kai Havertz (12.) vergaben teilweise beste Möglichkeiten.
Nach der Pause wäre dann plötzlich fast der VfB in Führung gegangen. Ex-Nationalspieler Mario Gomez, sonst ausgewiesener Strafraum-Stürmer, prüfte Bayer-Keeper Lukas Hradecky mit einem Schuss aus 18 Metern, doch der Finne hielt. Auf der Gegenseite vergab Volland seine vierte Chance, es war die größte: Nach einem Querpass von Karim Bellarabi kam er ins Stolpern und schoss den Ball aus fünf Metern über das leere Tor (60.). Eine Viertelstunde später erlöste Volland dann sich und die Bayer-Fans, als er eine Flanke von Havertz einköpfte. Offenbar befreit von einer Last legte der 26-Jährige sieben Minuten später mit einem schönen Volleyschuss nach.
Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)