Hannover – Stuttgart und Hannover sind wieder da. Zwar fehlt rechnerisch noch ein Punkt, doch daran, dass die beiden Erstliga-Absteiger im nächsten Jahr wieder im Oberhaus spielen, gibt es keinen Zweifel. War die eine Saison in der Zweiten Liga am Ende sogar gut für beide Vereine?
Mai 2016: In Stuttgart und Hannover herrscht Alarmstimmung, nach dem Abstieg aus der Ersten Liga liegen die beiden stolzen Traditionsclubs am Boden. Die Atmosphäre rund um die Vereine ist schlecht, die Zukunft ungewiss. «Es war ja fast keiner da», erinnert sich VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Kein Trainer, kein Manager, kein Präsident. Dafür die Fans auf den Barrikaden. Die Zukunft des deutschen Meisters von 2007 ist fraglicher denn je. In Hannover überwiegt nach dem Abstieg als abgeschlagener Letzter ebenfalls Tristesse, auch wenn dank des neuen Trainers Daniel Stendel zumindest die Fans wieder etwas wohlgesonnener sind.
Mai 2017: Die Stimmung hat sich komplett gedreht, sowohl in Stuttgart als auch in Hannover. Nach dem 1:0 der 96er am Sonntag stehen beide Teams jubelnd vor ihren Anhängern, wenn auch noch etwas zögerlich, da der Aufstieg beider Clubs noch nicht zu 100 Prozent sicher ist. Doch nach dem 0:6 von Braunschweig in Bielefeld ist die Erstliga-Rückkehr beider Vereine bei jeweils drei Punkten Vorsprung und der deutlich besseren Tordifferenz praktisch fix. «Das war ein rundum perfekter Tag für Hannover 96», sagt Trainer André Breitenreiter. «Be happy, be happy – wir sind aufgestiegen», brüllt Stuttgarts Mittelfeldstratege Alexandru Maxim, als er den Platz verlässt.
Ein Jahr – zwei Welten! Sowohl für Stuttgart als auch für Hannover war das eine Jahr im Unterhaus im Nachhinein ein Segen. In beiden Vereinen hat eine Versöhnung mit den Fans stattgefunden, am Sonntag war die Atmosphäre in der HDI Arena bereits erstligareif. Und in beiden Clubs sind neue Protagonisten am Werk, die nahezu unbelastet von den Enttäuschungen der Vergangenheit ans Werk gehen können.
In Stuttgart mussten nach dem Abstieg Präsident Bernd Wahler, Sportdirektor Robin Dutt und Trainer Jürgen Kramny gehen. Mit Trainer Jos Luhukay lagen die Schwaben zwar zunächst daneben, doch mit der Verpflichtung des bis dato nur Insidern bekannten Hannes Wolf landete der neue Manager Jan Schindelmeiser einen Glücksgriff.
Interessant: Auch in Hannover musste während der Saison das Personal auf der Führungsebene noch einmal ausgetauscht werden, um auf Kurs zu kommen. Anfang März löste Horst Heldt den beim mächtigen Präsidenten Martin Kind in Ungnade gefallenen Martin Bader als Manager ab, wenig später kam Trainer Breitenreiter für den glücklosen Daniel Stendel. Seitdem haben die Niedersachsen kein Spiel mehr verloren.
Der Abstieg im Nachhinein also als Glücksfall für beide Vereine? «Das ist schwer zu beantworten, aber über den Schritt hat sich in Stuttgart niemand gefreut», sagte Erfolgscoach Wolf. «Das was daraus geworden ist, ist etwas ganz Besonderes, aber das war ja kein Automatismus. Wie die Leute uns durch die Saison getragen haben, das ist total besonders. Aber ich weiß nicht, ob man dafür absteigen muss.»
Das sehen sie in Hannover genauso. «Ich denke, dass sich auch Hannover 96 den Abstieg gerne erspart hätte. Es zeigt aber auch, was beide Mannschaften geleistet haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass beide Absteiger sofort wieder oben mitspielen.» Hannover und Stuttgart haben es geschafft und sind mit großer Wahrscheinlichkeit in der neuen Spielzeit wieder erstklassig. Was angesichts der großen Anhängerschaft und der Strahlkraft beider Vereine auch die DFL freuen wird. «Von den Namen her wird das die beste Erste Liga, die es je gab», unkte Hannovers Club-Ikone Dieter Schatzschneider bereits. Willkommen zurück, VfB Stuttgart und Hannover 96.
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(dpa)