Fiorano/Woking – Sebastian Vettels «Rote Göttin» trägt jetzt Haifischflosse. Der neue Formel-1-Ferrari fällt auch sonst durch ein gewagtes Design auf.
Mit dem SF70H – den weniger technokratischen Kosenamen bekommt der Wagen des viermaligen Weltmeisters traditionell erst in der Woche vor dem Rennauftakt – will die italienische Traditionsmarke die deprimierende Sieglos-Saison im vergangenen Jahr aus den Gedächtnissen löschen und wieder um Titel und Trophäen mitfahren.
In einem 2:22-minütigen Video präsentierte die Scuderia ihr 63. Formel-1-Modell. Anschließend ging es mit dem Auto auf die Maranello-Teststrecke. «Man kann fühlen, dass es ein Schritt vorwärts ist», sagte Vettel. «Es macht Spaß, das Auto zu fahren. Es war heute ein guter Start.»
Der 29-Jährige, dessen Vertrag nach der kommenden Saison bei Ferrari endet, hatte schon vorher die Ansprüche definiert. «Das Team ist jetzt zu Beginn der neuen Saison viel weiter, als es viele Leute glauben. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir die von uns selbst erwünschten und vorgegebenen Ziele schaffen werden», hatte der gebürtige Heppenheimer der «Welt» gesagt.
In der vergangenen Saison blieb Ferrari ohne Sieg. In der Fahrerwertung kam Vettel nicht über den vierten Platz hinaus, seit dem 20. September 2015 wartet der einst erfolgsverwöhnte gebürtige Heppenheimer auf seinen 43. Karriereerfolg. Sein finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen wurde im vergangenen Jahr Sechster, das Team in der Konstrukteurs-Wertung nicht nur von Branchenprimus Mercedes, sondern auch noch von den wiedererstarkten Red Bulls geschlagen.
Und wenn es nach McLaren-Honda und dessen Starpilot Fernando Alonso geht, dürfte von hinten demnächst der neuerdings orange-schwarz lackierte MCL32 auch noch dem neuen Ferrari näher kommen. Der britische Traditionsrennstall stellte seinen Wagen rund zwei Stunden nach Ferrari vor.
«Wir sind hier, weil wir den Glauben haben, dass wir gewinnen können», betonte Alonso; auch sein Vertrag endet nach der WM 2017. Schon im vergangenen Jahr zeigte McLaren deutliche Fortschritte, mit den neuen, breiteren Autos mit breiteren Reifen will das Team aus dem britischen Woking den langen Weg zurück an die Spitze fortsetzen. «Wir machen keine Versprechungen, das wäre falsch», betonte allerdings Teamchef Eric Boullier, ehe die Verantwortlichen über dem neuen Wagen mit einem Glas Champagner anstießen.
Eines haben der neue Ferrari und der neue McLaren gemeinsam: Eine mächtige Heck-Finne, auch Haifischflosse genannt. Der Ferrari kommt zudem noch mit einem Flügel auf der Finne daher. Ausgefallen erscheinen auch die neuen Seitenkästen des Ferraris. Sie sind extrem hochgezogen, vor ihnen sind riesige schleifenförmige Bauteile zur Verbesserung der Aerodynamik justiert. Farblich hält sich Ferrari an die Tradition und setzt auf rot. Die Finne allerdings ist weiß.
Der Großteil des McLaren-Chassis ist im traditionellen McLaren-Orange gehalten, der Rest ist schwarz. Eine Hommage an die Vergangenheit und ein Tribut an die treuen Fans. Auf die Frage, ob er den Wagen auch sexy fände, antwortete der ansonsten begeisterte Alonso aber noch zurückhaltend: «Sie werden sexy, wenn sie schnell sind.»
Die Anhänger des britischen Teams mit dem japanischen Antriebspartner warten seit langem vergeblich auf Siege, der letzte gelang am 25. November 2012 Jenson Button in Brasilien. Der Brite (37) fährt in diesem Jahr nicht mehr, an seiner Stelle wird der Belgier Stoffel Vandoorne (24) Gas geben.
Fotocredits: Marco Vasini,Marco Vasini,McLaren,McLaren
(dpa)