Monza – Im Königlichen Park von Monza will Sebastian Vettel die Herzen der Formel-1-Tifosi höher schlagen lassen.
Sieben Jahre nach dem letzten Heimsieg eines Ferrari-Fahrers möchte der Deutsche beim Europa-Finale am Sonntag (14.00 Uhr) für die Scuderia erstmals auf dem Highspeed-Kurs ganz oben auf’s Podest rasen. Im packenden WM-Zweikampf mit Mercedes-Mann Lewis Hamilton soll das Gewinnerpendel nun wieder zu Vettels Gunsten ausschlagen. «Es werden Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen. Es heißt Attacke, dann sehen wir weiter», versicherte Vettel.
In der Fahrerwertung schmolz der Vorsprung des Heppenheimers nach Hamiltons Sieg in Belgien zwar wieder auf sieben Punkte. Kurz nach seiner Vertragsverlängerung bei Ferrari bis Ende 2020 konnte Vettel aber die endgültige Gewissheit gewinnen, dass sein Dienstwagen selbst auf vermeintlichen Mercedes-Paradestrecken auf Augenhöhe liegt.
«Die Crux ist nach wie vor das Qualifying, um wirklich den Umbruch herbeizuführen. Das wissen wir, aber man sieht ja, da sind wir drauf und dran und kommen immer näher», erläuterte Vettel. «Wir haben bisher einen sehr guten Job gemacht, das ist uns aber nicht genug, wir wollen natürlich vorne sein.»
Den Mercedes-Vorteil in der Qualifikation erkennt auch Hamilton. Sieben Poles sicherte sich der Brite in dieser Saison – mit 68 hat er seit dem Belgien-Grand-Prix genausoviele wie Michael Schumacher -, Vettel nur zwei. «Wir haben den Wagen noch nicht da, wo wir ihn brauchen», räumte Hamilton ein. «Offensichtlich liegt er toll in der Qualifikation, aber im Rennen kämpft er sich noch ab.»
Vettel kommen die Mercedes-Abstimmungsprobleme entgegen. In seinem dritten Jahr bei der Scuderia will er endlich die WM holen. Nicht mehr, nicht weniger. In Monza konnte der 30-Jährige dreimal gewinnen. 2008 raste er als Youngster für Toro Rosso zu seinem ersten Erfolg in der Formel 1 überhaupt, im Red Bull jubelte er 2011 und 2013.
Der letzte Ferrari-Fahrer, der für die Scuderia im Autodromo Nazionale di Monza Jubelstürme auslöste, war Fernando Alonso. Vettel will die Sehnsucht der Ferraristi nun stillen. «Ich freue mich auf das Heimrennen», sagte er vor dem 13. von 20. Saisonläufen.
Mercedes reist mit einer gehörigen Portion Skepsis in den Norden von Mailand. «Ich bin mental ein bisschen vorsichtig, weil wir demnächst nicht immer die Schnellsten sein werden. Ich versuche herauszufinden, wie ich es schaffen kann, meine Jungs zu motivieren, dass sie in die nächsten acht Rennen ein bisschen mehr Magie bringen, damit wir gewinnen», sagte ein vorsichtiger Hamilton über sein Team.
Zauberei beim Formel-1-Branchenprimus der vergangenen drei Jahre? Ferrari hat zu den Silberpfeilen aufgeschlossen. Diese Erkenntnis treibt die Scuderia an, für Mercedes ist sie gleichsam Ansporn. «Unser Job besteht darin, Druck zu machen, den Wagen so gut wie möglich aussehen zu lassen und unser ganzes Potenzial bis zum Ende der Saison abzurufen», betonte Motorsportchef Toto Wolff.
In Italien sah der Mercedes in den vergangenen drei Jahren sehr gut aus. Nico Rosberg gewann 2016, Hamilton 2014 und 2015. Zudem stand der heute 32-Jährige auch 2012 auf dem Treppchen ganz oben. «Um oben zu sein, wird uns allen alles abverlangt werden», prognostizierte Hamilton. Vettel wird das nicht anders sehen.
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(dpa)