Doha – Den Überraschungscoup bei der Club-WM konnten die Berliner Füchse nur mit alkoholfreien Getränken begießen. «Leider kann man hier nichts trinken, weil in Katar gerade «Dry Days» sind», bekannte Silvio Heinevetter mit Verweis auf das Alkoholverbot.
Mit überragenden Paraden hatte der Nationaltorhüter zum 29:28 im Finale gegen den haushohen Favoriten Paris St. Germain beigetragen. Bier als Lohn gab’s dafür aber nicht – obwohl die Wiederholungstäter aus Berlin nach ihrer Titelverteidigung von Doha sogar ein bisschen Zeit für eine ausschweifendere Party gehabt hätten. Erst am Mittwoch steht in der Handball-Bundesliga das nächste Spiel gegen GWD Minden an.
«Jetzt können wir uns erstmal freuen, diesen unglaublichen Pokal gewonnen zu haben», sagte Heinevetter. Und das zum zweiten Mal hintereinander – ein Novum im Deutschland. Neben den Füchsen holte bislang nur der THW Kiel den IHF Super Globe. Allerdings: Sportlich gilt der WM-Titel trotz namhafter Teams als wenig prestigeträchtig.
Heinevetter warnte nach dem Sieg im Wüstenstaat am Donnerstag schon vor der kommenden Liga-Aufgabe in der ostwestfälischen Provinz: «Man darf in der Bundesliga keine Mannschaften unterschätzen. Minden hat eine starke Mannschaft.» Eine solche haben die Füchse allerdings auch. Das Potenzial, das in dem sinnvoll verstärkten Team steckt, deutete sich bereits zum Liga-Auftakt an und wurde jetzt auch in Doha deutlich. «Das Spiel zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, der Sieg ist noch höher zu bewerten als im letzten Jahr, weil die Mannschaft noch weniger Zeit zum Einspielen hatte und der Gegner noch besser und alle gewarnt waren», meinte Manager Bob Hanning.
Schon vor einem Jahr hatte bei den Füchsen niemand mit dem WM-Sieg gerechnet. Und auch dieses Mal übertraf das Team von Trainer Erlingur Richardsson die Erwartungen. Eigentlich hatten die Berliner das Turnier vor allem zum Einspielen nutzen wollen.
«Unfassbar, gegen so eine Mannschaft zu gewinnen. Vor allem, wenn du so hoch hinten liegst», bemerkte Heinevetter, dessen Team zeitweise schon mit sieben Toren hinten war. «Der Kampfgeist der Jungs war unglaublich», lobte Richardsson. Hanning kommentierte: «Motivation und Identifikation haben heute das Spiel entschieden.»
Als Titelverteidiger dürfen die Füchse im kommenden Jahr wieder bei der Club-WM starten. Wirtschaftlich ist der Wettbewerb allemal interessant, für den WM-Sieg streichen die Berliner umgerechnet 450 000 Euro ein. Allerdings lief nach dem Vorjahres-Coup in der Liga längst nicht alles rund bei den Füchsen. Das soll sich nicht wiederholen. «Wir wollen aus der Achterbahnfahrt der vergangen Saison lernen», sagte Heinevetter, «dazu haben wir jetzt aber auch eine bessere Mannschaft.»
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(dpa)