Fürth – Druck oder Zweifel verspürt Waldemar Anton überhaupt nicht. «Über das „Was wäre wenn“ denken wir grundsätzlich nicht nach. Wir wollen jedes Spiel gewinnen», sagt der U21-Nationalspieler, der in der wichtigen EM-Quali-Phase der einzige Europameister im Kader ist.
Dass die U21 nach dem WM-Debakel des A-Teams und den Debatten über die Nachwuchsarbeit besonders im Fokus steht, beschäftigt Anton nicht. «Ich habe mir vorgenommen, auch bei der U21 voranzugehen. Ich komme mit sehr viel Selbstbewusstsein hierher», sagt der 22-Jährige, der Hannover 96 als derzeit jüngster Kapitän der Bundesliga anführt.
Mit dem Testspiel gegen Mexiko am Freitag (19.00 Uhr) in Fürth starten die U21-Fußballer in die EM-Saison, vier Tage später steht in Dublin gegen Irland ein wichtiges Qualifikations-Duell an. «In Irland müssen wir auf den Punkt fit sein», fordert Coach Stefan Kuntz. Sein Team liegt in der Gruppe auf Rang eins, drei Punkte vor Irland, das ein Spiel weniger hat. Nur der Erste qualifiziert sich direkt für das Turnier 2019 in Italien und San Marino. «Wir wollen nicht in die Situation kommen, dass wir rechnen müssen», sagt Anton. Im Oktober folgen Heimspiele gegen Irland und Norwegen.
Derzeit liegt die DFB-Auswahl noch auf Kurs, doch eine Niederlage in Irland und das dann drohende erstmalige Verpassen einer EM-Endrunde seit 2011 könnten den Druck ganz schnell erhöhen. Über die Situation im deutschen Nachwuchsfußball und die Talentförderung wird seit dem Vorrunden-Aus der Nationalelf bei der WM in Russland ohnehin viel diskutiert. «Klar steht die U21 jetzt vielleicht mehr im Fokus, aber Druck haben wir gar nicht», sagt Anton der Deutschen Presse-Agentur.
Allerdings muss Kuntz gegen Mexiko und in Irland auf seine Kapitäne Thilo Kehrer und Jonathan Tah verzichten, die ins A-Nationalteam berufen wurden. Andere U21-Europameister wie Mahmoud Dahoud, Nadiem Amiri oder Levin Öztunali sind verletzt oder aus anderen Gründen nicht dabei. «Sechs, sieben, acht Spieler Substanzverlust – das verkraften wir nicht so einfach», gab Kuntz zu. «Aber das wird keine Ausrede sein. Die Jungs, die hier sind, sind stark genug.»
So müssten nun «andere Spieler Verantwortung übernehmen», fordert Kuntz. Seinen neuen Vize-Kapitän Anton sieht der 55-Jährige definitiv als einen der Führungsspieler der DFB-Auswahl. «Waldemar ist ein Vorzeigebeispiel für eine hervorragende Entwicklung. Sowohl im Verein als auch bei der U21», lobt Kuntz den 37-maligen Bundesliga-Spieler. «Das zeigt auch seine Berufung zum Kapitän in Hannover.»
Anton selbst nimmt diese Rolle wie selbstverständlich an. «Ich denke, es ist wichtig, dass ich Verantwortung übernehme», sagt er. Für die U21-Neulinge Arne Maier, Marco Richter und Felix Uduokhai sieht er sich als Ansprechpartner, den Jüngeren kann er von seinen Erfahrungen beim Titelgewinn berichten. Die neue U21 sieht er trotz des Umbruchs gut neun Monate vor der nächsten EM auf einem guten Weg: «Wir haben noch ein Jahr Zeit, aber wir haben im Verlauf des letzten Jahres schon viel geschafft. Wir haben einen großen Sprung gemacht.»
Fotocredits: Swen Pförtner
(dpa)