Manchester – Die spannendste Frage blieb nach dem 0:7-Debakel bei Manchester City zunächst einmal unbeantwortet.
Nach der höchsten Europapokal-Niederlage der Schalker Vereinsgeschichte ließ der neue Sportvorstand Jochen Schneider in den Stadion-Katakomben durch den Pressesprecher des Revierclubs dafür um Verständnis bitten, dass er das Achtelfinal-Rückspiel und dessen Folgen zunächst nicht kommentieren möchte. Motto: Nur keine unüberlegte Entscheidung aus den Emotionen heraus treffen, sondern eine Nacht drüber schlafen. Dass das krachenden Aus in der Champions League für den Trainer des FC Schalke ohne Folgen bleibt, ist schwer vorstellbar, aber nicht unmöglich.
Kurz zuvor hatte Domenico Tedesco die passenden Worte gesucht, um die Vorstellung beim übermächtigen englischen Fußball-Meister zu beschreiben. «Wir sind extrem enttäuscht über das Spiel und das Ergebnis. Wir wollten zunächst wenig zulassen. Bis zur 30. Minute war es okay. Dann kriegen wir einen Elfmeter, und dann sacken wir zusammen», sagte der frustrierte Fußball-Lehrer, und gab zu: «Das war der größte Spannungsverlust, den ich je als Trainer erlebt habe.»
Bis zum 1:0 von Man City in der 32. Minute durch einen frech verwandelten Foulelfmeter von Sergio Agüero hatte der Bundesliga-14. sich tapfer gewehrt und mit einer disziplinierten Defensivleistung nur eine große Chance zugelassen. Nach dem 0:1 musste Torhüter Ralf Fährmann bis zur Pause aber zwei weitere Gegentore von Agüero (38.) und dem überragenden Ex-Schalker Leroy Sané (42.) hinnehmen, ehe Raheem Sterling (56.), Bernardo Silva (71.), Phil Foden (78.) und Gabriel Jesus (84.) gegen die dann resignierenden Revier-Kicker fast mühelos den deprimierenden Endstand herausschossen.
«Klar, sie hören dann nicht auf Fußball zu spielen und hatten Spaß», beschrieb Tedesco die nicht nur für ihn, sondern auch die fast 3000 mitgereisten Schalke-Fans schwer zu ertragende Demontage. Es fühle sich «nicht gut an», räumte der 33-Jährige ein. Gleichwohl fühle er sich weder von seiner Mannschaft im Stich gelassen, noch ziehe er aus der bitteren Lehrstunde persönlichen Konsequenzen. Einen Rücktritt schloss er aus. «Ich habe keine Sekunde daran gedacht», betonte Tedesco, und stellte sich wie schon bei der zurückliegenden Pleitenserie tapfer vor seine Jungs. «Ich bin selbst jetzt stolz, Trainer von Schalke 04 zu sein. Grundsätzlich mache ich mir keine Gedanken über mich.»
Ob es dabei bleibt, wie von Schneider vorgesehen, dass Tedesco zumindest bis zum Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig am Samstag am glücklosen Übungsleiter festhält, scheint offener denn je. Tedesco zeigte aber wenig Anzeichen für Resignation und fehlende Motivation, seine Mannschaft wieder aufzurichten. «Spätestens nach 48 Stunden muss das Spiel aus Köpfen sein und dann müssen wir den Fokus auf Leipzig richten», sagte Tedesco. «Der Glaube» an einen «ganz anderen Auftritt» sei da, zumal Man City derzeit kein Maßstab ist. «Wir geben jetzt nicht auf.»
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(dpa)