Oberstdorf (dpa) – Der zweite Platz fühlte sich für den strahlenden Richard Freitag an wie der erste.
Im Regen von Oberstdorf ließ sich der Weltcup-Gesamtführende von den 25 500 Fans feiern und war glücklich über den erfolgreichen Start in die Vierschanzentournee, der ihm weiter beste Chancen auf den Gesamtsieg ermöglicht. «Es war heute ein Durcheinander. Aber es war ein toller Wettkampf. Es ist gigantisch», rief Freitag den ausharrenden Fans vom Siegerpodest zu. Dass der Pole Kamil Stoch um 4,2 Punkte vor ihm landete, war da für Freitag schon fast wieder vergessen.
Stoch, dem die Tagesbestweite mit einem Sprung auf 137 Metern gelang, war an diesem Samstag im Allgäu nicht zu schlagen. «Es ist eine Riesenfreude, mit Richard zu arbeiten. Und es ist ein toller Erfolg für ihn», befand Bundestrainer Werner Schuster. Markus Eisenbichler als Neunter (128,5 und 117,5 Meter) und Andreas Wellinger (115 und 123 Meter) auf Rang zehn komplettierten ein gutes Teamresultat der DSV-Adler. Einen Tag, bevor es an Silvester (14.00 Uhr) in Garmisch-Partenkirchen bereits mit der Qualifikation weitergeht, zeigte sich auch Freitag erleichtert.
«Ich bin wirklich zufrieden mit den beiden Tagen. Es macht einfach Spaß zu springen», sagte der 26-Jährige, der in diesem Winter schon drei Wettbewerbe gewonnen hat. Freitag wirkte überwältigt von dem Andrang der Zuschauer, die zu großen Teilen auch wegen ihm und seinen Vorleistungen nach Oberstdorf kamen.
«Ritsch hat es sehr gut gemacht. Es waren keine perfekten Sprünge, aber er ist in einer super Position und kann zufrieden sein», sagte Schuster nach einem schwierigen Wettkampf in der ausverkauften Arena am Schattenberg, die einmal mehr einem Hexenkessel glich.
«Im Grunde haben wir es gut gemacht. Es wird beim nächsten Springen nicht leichter werden», sagte Trainer Schuster. Nicht die bislang so starken Deutschen, sondern die Polen überragten zum Auftakt im Allgäu, das bei schwierigen Windverhältnissen und heftigem Regen über die Bühne gehen musste. Hinter Sieger Stoch wurde sein Landsmann Dawid Kubacki Dritter, Stefan Hula landete auf Rang fünf. «Stoch ist in einer sehr guten Verfassung», lobte Schuster. Der Sieger selbst sagte: «Ich bin komplett zufrieden mit der Arbeit, die ich heute gemacht habe.»
Wechselnde Winde hatten den Athleten vor allem im ersten Durchgang das Springen erschwert. Die Luft drehte immer wieder, der Österreicher Stefan Kraft profitierte als einer der Ersten vom Aufwind und übernahm die Führung nach dem ersten Sprung. Am Ende blieb ihm Rang vier hinter den beiden Polen und Freitag. Den schwierigen Verhältnissen schon im ersten von vier Tournee-Springen zum Opfer fielen die Mitfavoriten Daniel Andre Tande und Peter Prevc: Der Norweger Tande wurde 20., der frühere Tournee-Sieger aus Slowenien scheiterte gar im ersten Durchgang.
Die Zuschauer verharrten über Stunden im Dauerregen und jubelten Freitag als Mann im Gelben Trikot auch bei der Siegerehrung frenetisch zu. Der 26-jährige Sachse reckte zufrieden den Pokal in die Höhe und freute sich über seine gute Ausgangsposition. «Wenn das Feeling stimmt, macht es noch mehr Spaß. Genau das werde ich jetzt in Garmisch versuchen», kündigte Freitag in der ARD an.
Auch Eisenbichler und Wellinger sehen noch Steigerungsbedarf. «Ich bin Neunter geworden, aber es kann auch ganz anders ausgehen», sagte der Bayer Eisenbichler, der bei beiden Sprüngen in der Übergangsphase patzte.
Der Weltcup-Zweite Wellinger will sich weiter verbessern und näher an die Weltelite rücken. «Der zweite Sprung war definitiv eine Steigerung, ich komme immer noch nicht ganz rein ins Fliegen. Es wird Stück für Stück besser», sagte Mixed-Weltmeister Wellinger, der zweimal mit schweren Verhältnissen zu kämpfen hatte. Auch Karl Geiger (17.), Stephan Leyhe (24.) und Constantin Schmid (28.) holten Weltcup-Punkte für das DSV-Team.
Fotocredits: Angelika Warmuth,Angelika Warmuth,Daniel Karmann,Daniel Karmann,Daniel Karmann,Angelika Warmuth,Angelika Warmuth