Rio de Janeiro – Zweimal Hockey-Bronze, aber trotzdem eine Trainerdiskussion: Noch ist nicht geklärt, wer die beiden deutschen Mannschaften zu den Olympischen Spielen nach Tokio 2020 führt.
Bei den Herren gibt es neben Interims-Coach Valentin Altenburg noch zwei weitere Kandidaten für den Job des Bundestrainers. Bei den Damen fehlt das endgültige Ja-Wort von Jamilon Mülders. Immerhin ist klar, dass er am 9. Januar den nächsten Lehrgang der Damen-Nationalmannschaft leitet.
Mülders hat erstklassige Arbeit geleistet, die Damen-Medaille kam eher unerwartet. Die Frauen holten erstmals nach Gold 2004 wieder Olympia-Edelmetall. Nach der Enttäuschung vor vier Jahren in London mit Platz sieben ist Mülders seit November 2012 verantwortlicher Trainer. Sein Motto: «Keine Kohle macht erfinderisch. Wir haben eine eigenständige Ausbildung und ein eigenes Trainersystem revolutioniert und neu aufgelegt.»
Mülders engagierte in der Olympia-Vorbereitung eine hauptamtliche Managerin sowie einen hauptamtlichen Athletiktrainer, plus weitere Honorar-Trainer aus den deutschen Top-Clubs. «Dieses Set-up ist jetzt wieder weg», bedauert der Berliner. «Jetzt liegt es daran, dass die entsprechende sportliche Führung dafür sorgt, dass wir entweder dasselbe oder was Besseres bekommen. Immer aus Magerquark Sahne zu schlagen, ist schwer.»
Wie viele seiner Spielerinnen weitermachen, ist offen. Der Trainer hat ihnen geraten, sich aktuell nicht zu äußern, sondern alles in Ruhe nach der Rückkehr zu überdenken. Bei den Herren steht bislang nur das Karriereende von Kapitän Moritz Fürste fest. Interims-Trainer Altenburg sagt: «Außer von Mo weiß ich so etwas von keinem.»
Sein Team holte zwar die Medaille, doch aus dem angepeilten Gold-Triple nach den Olympiasiegen 2008 und 2012 wurde nichts. «Die hätten wir uns etwas glänzender vorgestellt, aber die Weltspitze rückt immer näher zusammen», sagte Hockey-Sportdirektor Heino Knuf in Rio de Janeiro. Trotzdem: «Wir sind insgesamt sehr zufrieden. Das sichert uns für den neuen Zyklus die Fördermittel, die wir brauchen.»
Altenburg war im November 2015 als Nachfolger des überraschend zum Deutschen Fußball-Bund abgewanderten Gold-Coaches Markus Weise verpflichtet worden. Weise, der mit Hockey-Frauen und Männern Olympia-Gold gewann, ist nun Leiter Konzeptentwicklung der neuen DFB-Akademie. Der Auftrag seines Nachfolgers war bis Rio befristet. «Valentin ist einer von drei Kandidaten. Wir werden das jetzt in Ruhe anhand von Kriterien bewerten», sagt Knuf. «Er hat hier mit seiner Arbeit eine Visitenkarte abgegeben, mehr kann man aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.»
Mülders, der lange als Altenburg-Nachfolger gehandelt wurde, wird nicht zu den Männern wechseln. «Er sieht seine Aufgabe noch nicht beendet, auch nicht mit einer Bronzemedaille», sagt Knuf. Mülders begründete: «Wenn man eine Sache anfängt, sollte man die erstmal zu Ende machen.» Doch wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, könnte sich das vielleicht noch ändern.
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(dpa)