Düsseldorf – Der Abstiegskampf in der 2. Fußball-Bundesliga wird in der Schlussphase der Saison zur reinen Nervensache.
«In der Liga herrscht ein totales Durcheinander», sagte Damir Buric, Trainer des Tabellen-15. Greuther Fürth: «Es ist verrückt, was jede Woche passiert.» 13 von 18 Teams müssen im engsten Abstiegsfinale der Zweitliga-Geschichte noch zittern. So kommt es am siebtletzten Spieltag am Wochenende gleich zu fünf echten Duellen im Kampf um den Klassenerhalt.
Wie grotesk die Situation ist, zeigt vor allem das Beispiel von Arminia Bielefeld. Die Ostwestfalen sind Fünfter, doch statt Aufstiegseuphorie herrscht auf der Alm Abstiegsangst. «Man darf nicht so naiv sein und glauben, dass man mit dem Abstieg nichts zu tun hat», warnt Trainer Jeff Saibene.
Die Arminia hat zwar nur vier Teams vor sich und 13 hinter sich, sie hat in dieser Saison mehr Spiele gewonnen als verloren – und doch ist der Abstiegs-Relegationsplatz näher als der, der zu Aufstiegsspielen gegen den Bundesliga-16. berechtigt. Vom nächsten Gegner Holstein Kiel auf Platz drei trennen Bielefeld nämlich sechs Punkte, von Erzgebirge Aue auf Rang 16 dagegen nur fünf.
Die Arminia hat wenigstens noch zahlreiche Konkurrenten als Puffer in ihrem Nacken. Bei anderen Teams, die bis vor wenigen Tagen nur nach oben geschaut haben, hat sich der Fokus komplett verändert. So auch bei Union Berlin. «Ich sehe momentan den Ernst der Lage, sonst wäre ich ja blind», sagt Trainer André Hofschneider.
Der Trend spricht jedenfalls gegen Union, denn in den elf Spielen seit Hofschneiders Amtsantritt hat kein Team weniger Punkte geholt. Sollte Berlin am Sonntag (13.30 Uhr) in Fürth verlieren, wären die als Aufstiegsfavorit in die Saison gegangenen Köpenicker punktgleich mit den Franken.
Wie gefährlich die Situation ist, zeigt auch das Beispiel von Aufsteiger MSV Duisburg. Der stürmte bis auf Platz vier, manch einer träumte vom Durchmarsch. Vor dem Heimspiel gegen das auch wieder hoffende Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern steht der MSV nach drei Niederlagen in Folge wieder in der Pflicht. «Die Spieler hatten zuletzt falsche Dinge im Kopf», sagt Trainer Ilia Gruev.
Der große Gewinner des Durcheinanders ist Aue. Die Sachsen sind seit sechs Spielen ungeschlagen und könnten mit einem weiteren Sieg am Sonntag sogar den Tabellenvierten Jahn Regensburg bei dann nur noch vier Punkten Rückstand mit in den Abstiegssog ziehen. «Wir sind jetzt psychologisch im Vorteil», frohlockt Torjäger Pascal Köpke, Sohn des Bundestorwarttrainers Andreas Köpke.
Klar scheint vor dem Endspurt nur eines: Die magische Zahl von 40 Punkten, die normalerweise nie nötig ist, wird diesmal kaum genügen. «40 Punkte reichen bei Weitem nicht», sagt Frank Schmidt, Trainer des 14. Heidenheim: «Dafür muss man gar nicht so gut in Mathe sein.»
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(dpa)