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Tolle Party: Herr Harting tanzt in ein neues Leben

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Berlin – Ein Tänzchen mit Ehefrau Julia, Rap-Einlagen von Sprinter Aleixo Platini Menga und ein DJ in Hochform: Bei der feucht-fröhlichen Party im Köpenicker Athletenhotel ging es noch einmal hoch her – und die erste Nacht nach seinem Abschied war für Robert Harting ziemlich kurz.

Gegen halb vier trollte sich der Diskuswurf-Olympiasieger ins Bett, halb neun saß der Berliner schon wieder am Frühstückstisch. Doch diesmal musste er nicht zum Training hetzen.

Nach zwölf Jahren Hochleistungssport war der 33-Jährige am Sonntagabend im Olympiastadion stimmungsvoll verabschiedet worden. Am 3. September 2018 beginnt für Herrn Harting eine neue Zeitrechnung: ein neues Leben nach der Karriere. Das Riesenplakat mit seinem Konterfei und dem vielsagenden «DANKE!», das im Stadion fast einen ganzen Block verhüllte, musste er am Montag irgendwie ins Auto kriegen. Allerdings nur «in klein»: 1,20 x 1,60 Meter. Ein schönes Abschiedsgeschenk.

In ein Loch wird der erfolgreichste deutsche Leichtathlet des vergangenen Jahrzehnts nicht fallen. Er hat genug zu tun und noch viel mehr vor. Was, wann und wie – das wird sich zeigen. «Es wird sich jetzt vieles auch drehen für mich. Und auf die Frage „Wirst du jetzt Hausmann?“ würde ich antworten: Warum denn nicht?», sagte Harting in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn ich dann kochen muss, glaube ich allerdings, dass es sich wieder ändern würde. Denn Julia wird schnell merken, dass ich nicht gut koche», erzählte der Mann mit dem Vollbart grinsend.

Einen Trainerjob schließt der dreimalige Weltmeister aus, dafür fehle ihm die Geduld. Und ein Comeback komme schon gar nicht in Frage. Was nun? «Ich habe nicht vor, direkt im Sport etwas zu tun. Ich möchte lieber zunächst etwas in der Wirtschaft machen. Erst dann kann ich im Sport etwas bewegen», meinte der Student der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, der im Sommer 2019 seinen Abschluss als Master of Arts machen will.

Faktisch sei das «wie eine Zeitmaschine: Ich verpasse im Sport, wenn ich zehn Jahre in der Wirtschaft bin, vielleicht vier oder fünf. Weil da alles etwas langsamer geht», erklärt Harting den Unterschied. «Jeden Tag etwas Neues lernen – das ist ein hoher Anspruch. Aber ich habe Lust dazu.»

Verzetteln darf er sich nicht. Im Herbst kommen noch weitere Drehtage für den Kinofilm «Sechsviertel» dazu. «Darin wollen wir vor allem auch die Aspekte des Ausstiegs zeigen, die sich in Roberts Kopf abgespielt haben und noch abspielen werden und die man dokumentarisch nicht einfangen kann», sagte Regisseur Guido Weihermüller am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Träume, Ängste und Gedanken. Das wird sehr spannend.»

Harting will mal eine Familie gründen, Kinder groß ziehen, für seine Eltern da sein. Und er muss ja auch einen Job finden. Sehr berührt berichtet er von einer «guten alten Freundin», die mit 35 Jahren ein Baby bekommen hat. «Dann hat sie gesagt: Ich habe noch nie im Leben so sehr gespürt, wie unwichtig das ist, was ich vorher geleistet habe. Und wie austauschbar das plötzlich ist», erzählt der Hüne. «Ein Kind, da merkst du plötzlich, was du in dieser Gesellschaft hinterlässt. Dieses Gefühl hat sie extrem geprägt. Deshalb will ich auch Sachen machen, die etwas verändern und nicht austauschbar sind.»

Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)

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