Rio de Janeiro – In einem Tischtennis-Krimi haben Deutschlands Damen haben bei den Olympischen Spielen ihre erste Medaille geholt. Nach dem dramatischen 3:2 im Halbfinale des Teamwettbewerbs gegen Japan hat die Auswahl von Bundestrainerin Jie Schöpp Silber bereits sicher.
Im Endspiel gegen China oder Singapur am Dienstag greift das Team aus Han Ying, Petrissa Solja und Shan Xiaona nun sogar nach Gold. «Ich würde gerne aus der Silber- eine Gold-Medaille machen. Die Chance ist immer da», sagte Ying.
«So etwas habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt, aber das ist halt Olympia», meinte Bundestrainerin Schöpp. «Ich kann es immer noch nicht glauben», sagte Xiaona. In der Runde der letzten Vier gegen die an Nummer zwei gesetzten Japanerinnen schlugen sich die Deutschen bravourös und kämpften den Vize-Weltmeister schließlich in knapp vier Stunden nieder. Solja besiegte in ihrem ersten Einzel die 15 Jahre alte Mima Ito in einem Fünfsatz-Krimi, als sie ihren zweiten Matchball verwandelte. «Wenn man es schafft, in dem Moment seine Leistung abzurufen, dann ist das schön», sagte sie.
Ying verlor das zweite Einzel trotz einer 2:0-Satzführung noch gegen Japans Nummer eins Kasumi Ishikawa. Das Doppel ging erneut über fünf Sätze, bis Solja und Xiaona den zweiten Punkt für Deutschland einfahren konnten. Xiaona war gegen Ishikawa chancenlos, Ying holte gegen die Weltranglisten-Achte Ai Fukuhara mit 3:2-Sätzen den entscheidenden Punkt. Dabei protestierten die Japanerinnen nach dem verwandelten Matchball, weil der Ball von Ying an die Kante des Tisches prallte. Nach einigen bangen Sekunden durfte das deutsche Team aber jubeln.
Für die deutschen Tischtennis-Frauen ist es die erste Olympia-Medaille überhaupt. 2012 in London war die Mannschaft noch im Viertelfinale an Japan gescheitert. Im Einzel in Rio war Ying im Viertelfinale ausgeschieden, Solja in Runde eins. «Wenn wir hier eine Medaille gewinnen, dann habe ich das Gefühl, dass wir das wirklich verdienen», hatte Schöpp nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Hongkong gesagt. «Egal, was wir schaffen, ich bin jetzt schon stolz auf sie.»
In Rio sind die Deutschen hinter China und Japan an Position drei gesetzt. Im Endspiel könnte es für Ying und Co. nun zum Duell mit den übermächtigen Chinesinnen kommen, die bereits 2012 in London und 2008 in Peking Olympiasiegerinnen im Teamwettbewerb geworden waren. «China, da brauchen wir nicht drüber zu reden, wenn nichts Besonderes passiert, gewinnen die Gold», urteilte Bundestrainerin Schöpp.
Und auch die Tischtennis-Männer spielen in Rio um die Medaillen. Das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf trifft nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Österreich am Montag in der Runde der letzten vier ebenfalls auf Japan. «Wir haben noch nichts in der Hand, noch nichts erreicht, deswegen wollen wir weiter sehr gierig bleiben», versprach Fahnenträger Timo Boll nach dem 3:1 gegen Österreich.
Der Respekt vor den bei Olympia in Rio an Nummer vier gesetzten Japanern ist groß bei Boll und seinen Teamkollegen Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger. «Japan präsentiert sich extrem stark. Sie sind sehr jung, sehr heiß und einfach auch sehr stark», sagte Ovtcharov. «Trotzdem würde ich sagen, dass das ein Spiel auf Augenhöhe ist.»
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(dpa)