Kiel – Anerkennend klopfte Dennis Schröder seinem Vertreter Maodo Lo auf die Schultern. Als Ersatz des pausierenden NBA-Stars zeigte Lo zum Auftakt der EM-Qualifikation seinen bislang besten Auftritt für die deutschen Basketballer – blieb aber trotz all des Lobs bescheiden.
«Klar ist das gut fürs Selbstbewusstsein – aber hoffentlich wird nicht von mir erwartet, dass ich jede Hälfte so spiele», sagte der 23-Jährige etwas schüchtern nach einer für ihn fast perfekten ersten Halbzeit beim 101:74 über Außenseiter Dänemark. «Das ist Basketball, ab und zu funktioniert einfach alles.»
Die Position des Aufbauspielers galt nach der Absage von Schröder und weiterer Ausfälle von Heiko Schaffartzik und Per Günther als mögliche Problemzone für das deutsche Team. Doch zumindest gegen den schwächsten EM-Quali-Gegner stellte der frühere Collegespieler Lo am Mittwochabend unter Beweis, warum Branchenführer Brose Bamberg den 23-Jährigen für die kommende Saison verpflichtet hat.
«Maodo hat sich in den letzten Wochen sehr gut gesteigert», lobte Nationaltrainer Chris Fleming. Auf dem Weg zur EM 2017 warnt der Coach jedoch vor dem wohl schwersten Spiel in Österreich, das sein Auftaktspiel in den Niederlanden gewonnen hat: «Die Messlatte wird am Samstag aber ein bisschen höher sein.»
Mit Übersicht lenkte Lo den deutschen Angriff, variierte geschickt das Tempo, suchte selbst den Abschluss, traf seine Distanzwürfe und avancierte mit 17 Punkten neben NBA-Neuling Paul Zipser zum besten Werfer. Lediglich einige Total-Aussetzer bei unnötigen Ballverlusten erinnerten an seine Unerfahrenheit auf europäischem Parkett.
Vor zwei Jahren hatte der zuvor bei deutschen Basketball-Fans weitgehend unbekannte gebürtige Berliner erste Erfahrungen im Nationalteam gesammelt. Bei der EM-Heimvorrunde in Berlin voriges Jahr kam er schon hinter Schröder von der Bank. «Letzten Sommer habe ich viel mit Dennis geredet, er hat mich viel unterstützt», erzählt Lo. «Ich versuche das umzusetzen, was er mir gesagt hat.»
Da sich Schröder als designierter Anführer der deutschen Mannschaft diesen Sommer allerdings auf seine Karriere bei den Atlanta Hawks konzentriert und in Kiel lediglich als Tribünengast seine Teamkollegen anfeuerte, rückt Lo in den Fokus. «Ich habe etwas mehr Verantwortung, muss aggressiver sein», beschreibt er die Unterschiede in seiner neuen Rolle als Starter.
Zum Ende seiner Collegezeit brachte sogar die «New York Times» ein Porträt des damaligen Studenten der Columbia University: «Künstler mit dem Basketball». Noch muss der Sohn der zeitgenössischen Malerin Elvira Bach und des Senegalesen Alioune allerdings in Fragen zu seiner Biografie der interessierten Öffentlichkeit etwas Nachhilfe erteilen – und Verwirrung um sein Alter auflösen.
Als Geburtsdatum wird beim Deutschen Basketball Bund der 31. Dezember 1992 angegeben. Unter anderem sein neuer Club schrieb hingegen noch am Donnerstagmorgen vom 12. März 1992. Richtig ist: «Silvester, der 31.12.», bekräftigte Lo in Kiel. «Das wurde mir letztens schon gesagt, ich weiß gar nicht, wie das entstanden oder passiert ist.»
Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)