Olympia

Timo Boll deutscher Fahnenträger bei Olympia-Eröffnung

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Rio de Janeiro (dpa) – Tischtennis-Weltstar Timo Boll weiß, dass der Job des deutschen Fahnenträgers bei der Eröffnungsfeier der Rio-Spiele nicht nur eine Ehre, sondern auch anstrengend ist.

«Ich habe mit Dirk Nowitzki gewitzelt. Er hat mir gesagt, du wirst Probleme kriegen: Die Fahne ist ziemlich schwer», erzählte der 35-Jährige im Deutschen Haus und scherzte: «Aber selbst ein Tischtennisspieler sollte das schaffen!»

Ausnahme-Basketballer Nowitzki hatte 2008 in Peking das deutsche Team angeführt und war einer der Ersten, der Boll beglückwünschte. «Ich freue mich wahnsinnig für Timo Boll! Gratulation», twitterte der Profi der Dallas Mavericks. Bei den Spielen 2012 in London war die Wahl auf Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller gefallen.

«Es ist der Höhepunkt meiner Karriere und ein Wahnsinnsgefühl. Ich bin unheimlich stolz», freute sich Boll. Trotz seiner Erfolge ist er stets still, bescheiden, fair – der Familienvater erfüllt alle Voraussetzungen für die ehrenvolle Aufgabe. Als ihm am Vorabend vom Chef de Mission Michael Vesper mitgeteilt wurde, dass er als erster deutscher Tischtennisspieler das deutsche Team ins Maracanã-Stadion führen wird, fehlten ihm die Worte. «Jeder weiß, dass ich ein ruhiger Vertreter bin, aber als ich das hörte, war ich richtig sprachlos.»

Der sechsmalige Einzel-Europameister von Borussia Düsseldorf gewann die Abstimmung unter Fans und der Olympia-Mannschaft gegen Hockey-Kapitän Moritz Fürste, Bahnrad-Ass Kristina Vogel, die Moderne Fünfkämpferin Lena Schöneborn und Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke. «Timo Boll ist absolut der Richtige dafür! Ich bin jetzt irgendwo auch froh, dass es mit diesen Nebengeräuschen vorbei ist und wir uns voll auf unser Turnier fokussieren können», erklärte Fürste. Er war wie die anderen Kandidaten schon Olympiasieger – Boll nicht.

Möglicherweise klappt es ja bei seiner fünften Olympia-Teilnahme am Zuckerhut. «Ich bin zwar im Herbst meiner Karriere, aber auch jemand, der Ambitionen hat», meinte Boll. «Ich will nicht nur die Fahne reintragen, sondern auch um Medaillen kämpfen. Vielleicht gibt mir dieses Erlebnis als Fahnenträger den gewissen Punch.» Mit der Mannschaft holte er 2008 in Peking Silber und 2012 in London Bronze.

Der Fahnenträger für Rio war erstmals in einer gemeinsamen Wahl von Sportfans und Athleten ermittelt worden. Rund 300 000 Fans hatten bis zum Dienstag abgestimmt, das Votum des Olympia-Teams zählte 50 Prozent. Ausgewählt wurden die fünf Kandidaten vom Präsidium des Deutschen Sportbundes. «Sein erster Gedanke war: Die anderen Vier hätten es doch auch verdient gehabt», sagte Vesper. «Das zeigt seine Einstellung. Das ist, was uns alle an Timo Boll begeistert.»

Für DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist der Tischtennisspieler mehr als eine gute Wahl. «Timo Boll ist der Markenbotschafter des Teams Sportdeutschland», sagte er. Seit vielen Jahren kämpften er und seine Mitspieler in seiner Sportart fair und auf Weltniveau in einer Art Ost-West-Konflikt mit der Sportmacht China. «Timo Boll ist nicht nur der populärste und bekannteste Deutsche im großen Reich, sondern auch Freund und fairer Wettbewerber», so Hörmann.

Etwas geehrt fühlte sich auch der Deutsche Tischtennis-Bund, der zum ersten Mal einen Fahnenträger stellt: «Fühlt sich an wie Gold.» Ex-Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch gratulierte Boll und erinnerte sich an die Winterspiele 2014 in Sotschi, als sie diese Aufgabe übernehmen durfte: «War ein Traum vor zwei Jahren die Fahne für #GER zu tragen», twitterte die Olympiasiegerin.

Fotocredits: Bernd Thissen

(dpa)