Southport – Es ist laut bei der British Open. «Come on, Chris», brüllen tausende Fans vor der Videoleinwand im Hospitality-Bereich des Royal Birkdale Golf Clubs. Der Engländer Chris Wood hat gerade mit seinem zweiten Schlag den Ball aus 130 Metern direkt im Loch auf dem 18. Grün versenkt.
Solche Kunstschläge werden hier richtig abgefeiert. Mit Bier, Fastfood und jeder Menge Spaß – es herrscht Volksfeststimmung auf dem Golf-Planeten. Bei einem der ältesten Golf-Turniere der Welt dreht sich logischerweise alles um den kleinen weißen Ball mit den vielen Dellen. Mehr als 250 000 Golf-Fans pilgern an den vier Turniertagen nach Southport.
In der aufgebauten Zeltstadt wird hitzig über die Stars der Szene diskutiert und gefachsimpelt. Wer ist gerade gut oder schlecht in Form, wer spielt mit neuen Schlägern oder trägt neue Klamotten. Für die vielen Kinder haben die Veranstalter und Sponsoren eigens kleine Golf-Parks aufgebaut, um auch sie für den Sport zu begeistern. Und wer shoppen möchte, ist hier auch richtig: Allein das riesige Zelt mit den Merchandise-Artikeln hat fast die Ausmaße eines Sechs-Loch-Übungsplatzes.
Mitten drin im Getümmel ist Mark Taylor, Golflehrer aus Nantwich Cheshire. Der 44-Jährige gibt interessierten Laien und ambitionierten Amateuren im 15-Minuten-Takt wertvolle Tipps für ihren Schwung. Auf der improvisierten Driving Range dreschen seine Klienten die Bälle mit den Schlägern in ein zwei Meter entferntes Netz. Marks geübtes Auge erkennt die Fehler sofort. Schnell ein paar kleine Korrekturen an der Ausrichtung des Körpers, der Schwungebene oder des Handgelenkwinkels und schon verlassen die Hobby-Golfer die kurze Übungseinheit mit einem Lächeln im Gesicht.
Mark und seine Kollegen sind jedes Jahr im Auftrag der PGA-Europe bei der Open, egal auf welchem Platz sie auf den Britischen Inseln ausgetragen werden. «Es macht einfach einen riesigen Spaß», schwärmt der Golflehrer von dem Traditionsturnier. «Egal ob die Sonne scheint oder es stürmt und regnet. Die Leute lieben ihre Open.» Doch wie heißt das Golf-Volksfest denn nun richtig? The British Open, The Open oder doch The Open Championship? «Für die Golf-Fans in England ist das eindeutig. Es heißt The Open», macht Mark unmissverständlich klar.
Auch die britischen Medien debattierten wieder einmal heftig über das Dauerthema. Englands Golf-Ikone Nick Faldo trieb dabei die Diskussion auf die Spitze als er spöttisch meinte, man solle das Turnier doch einfach nur noch «The» nennen. Faldo gewann vor 25 Jahren als letzter englische Golfer die Open. Die Fans auf der Insel wünschen sich sehnlichst, dass die lange Zeit des Wartens ein Ende hat und endlich wieder ein Engländer die Claret Jug, die silberne Weinkaraffe, am Sonntagabend in die Höhe recken kann. Dann wird die Party auf dem Golf-Planeten noch viel lauter.
Fotocredits: Richard Sellers
(dpa)