Brüssel – Bei der großen Radsport-Party in Belgien hat Ex-Weltmeister Peter Sagan nur um Zentimeter den Auftaktsieg und das erste Gelbe Trikot der 106. Tour de France verpasst.
Der Superstar vom deutschen Bora-hansgrohe-Team musste sich nach einem hektischen Finale am Samstag nach 194,5 Kilometern rund um Brüssel nur dem niederländischen Sieger Mike Teunissen geschlagen geben. Dritter wurde der Australier Caleb Ewan. Die Favoriten um Vorjahressieger Geraint Thomas hielten sich auf dem ersten Teilstück der 3480 Kilometer langen Reise vor allem durch Frankreich erwartungsgemäß zurück und erreichten mit dem Hauptfeld das Ziel.
Doch fast schon traditionsgemäß kam es zum Tour-Auftakt wieder zu heftigen Stürzen. Dabei erwischte es 1,3 Kilometer vor dem Ziel die deutsche Rundfahrt-Hoffnung Emanuel Buchmann und Sprintstar Dylan Groenewegen, der als großer Favorit auf den ersten Sieg galt. Buchmann erreichte mit blutiger Lippe das Ziel.
«Ich war direkt dahinter, aber ich habe es noch geschafft», sagte der deutsche Meister Maximilian Schachmann. Auch Mitfavorit Jakob Fuglsang war vorher schon zu Boden gegangen. Mit blutigen Wunden schaffte es der Däne aber zurück ins Hauptfeld. Dabei war auch Tony Martin aufgehalten worden.
«Es war klar, dass es wieder knallt», sagte der deutsche Profi Nils Politt, der heil ins Ziel kam. Im Finish wurde Sagan noch kurz vor dem Zielstrich von Teunissen überholt. «Ich habe mich gut gefühlt und war in einer guten Position. Ich wusste erst gar nicht, dass Dylan gestürzt war. Es war ein seltsamer Tag», sagte Teunissen, der eigentlich den Sprint für Groenewegen anziehen sollte.
Der Tour-Auftakt gestaltete sich zum riesigen Volksfest im radsportverrückten Belgien. Hunderttausende Fans säumten den Straßenrand mitunter in Zehner-Reihen. Gefeiert wurde die Tour – und natürlich Radsport-Legende Eddy Merckx. Der 74-Jährige, der vor 50 Jahren den ersten seiner fünf Toursiege feierte, wurde von den Landsleuten bereits beim Start auf der Place Royale mit «Eddy, Eddy»-Rufen gefeiert, bevor er im Wagen von Tour-Direktor Christian Prudhomme als Ehrengast Platz nahm.
Die deutsche Note kam beim Tour-Auftakt zu kurz, womit aber auch zu rechnen war. Die jahrelangen Sprinter-Festspiele sind in diesem Jahr zumindest unterbrochen. Deutschlands Rekord-Etappengewinner Marcel Kittel hat sich eine persönliche Auszeit genommen, der zweimalige Giro-Etappengewinner Pascal Ackermann und Klassiker-Spezialist John Degenkolb wurden nicht nominiert. Altstar André Greipel ist nach einer langwierigen Bakterien-Erkrankung aktuell kein Anwärter auf Tagessiege.
Schon am Sonntag dürfte das Gesamtklassement beim 27,6 Kilometer langen Mannschaftszeitfahren in Brüssel wieder umgeworfen werden. Dann kommt es auch zur ersten Standortbestimmung der favorisierten Fahrer. «Wir wollen den Abstand zum siegreichen Team so gering wie möglich halten. Eine Top-6-Platzierung ist das Ziel», sagte Ralph Denk als Teamchef von Bora-hansgrohe, der mit Emanuel Buchmann einen Platz unter den besten Zehn anpeilt. Das hatte zuletzt Andreas Klöden vor zehn Jahren als Gesamtsechster geschafft.
Das erste Bergtrikot trägt der Olympiasieger. Für den Belgier Greg van Avermaet war es als Klassikerspezialist natürlich ein großes Bedürfnis, die nötigen Punkte an der Mauer von Geraardsbergen und dem Bosberg – zwei historische Anstiege in der Geschichte der Flandern-Rundfahrt – einzusammeln.
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(dpa)