Sakhir – Sebastian Vettel ließ sich beim Wüsten-Feuerwerk von Bahrain zu einem Tänzchen hinreißen und von seiner Ferrari-Crew frenetisch bejubeln.
Der Scuderia-Star feierte nach einem packenden Duell mit Lewis Hamilton auf dem hell erleuchteten Kurs in Sakhir seinen zweiten Formel-1-Saisonsieg und verwies den britischen Dreifach-Champion am Sonntag auf den zweiten Platz. Dritter wurde beim Grand Prix von Bahrain Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas, der den Briten auf Anweisung der Silberpfeil-Box neun Runden vor Schluss vorbeilassen musste.
Mit dem 44. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere reist Vettel in knapp zwei Wochen mit sieben Punkten Vorsprung auf Mercedes-Mann Hamilton in der WM-Wertung nach Russland. «Grazie mille», jubelte der Deutsche über den Boxenfunk. «Als ich in die letzte Runde gefahren bin, war es einfach unglaublich.» Hamilton gratulierte seinem WM-Rivalen. «Super Job von Sebastian», lobte der Brite.
Nico Hülkenberg fuhr als Neunter seine beiden Premierenpunkte für sein neues Team Renault ein. Rückkehrer Pascal Wehrlein landete bei seinem ersten Rennen für Sauber in diesem Jahr nach einer Verletzungspause – drei gebrochene Wirbel im Brustbereich – auf Rang elf. Der 22-Jährige profitierte aber auch davon, dass mehr als ein Viertel des Fahrerfelds ausfiel. «Ich bin nicht wirklich zufrieden», klagte Hülkenberg. «Das Auto hat noch brutalen Rückstand, vor allem bei der Aerodynamik.»
Der Bahrain-Sieg ist für Vettel ein gutes Omen. 2012 und 2013 gewann er noch im Red Bull in der Wüste und wurde dann auch Weltmeister. Vor einem Jahr war es Nico Rosberg, der im Mercedes beim Grand Prix im Königreich siegte und am Saisonende Titelträger wurde. «Die sehe ich mir wirklich nicht an», meinte Vettel zu seiner Führung in der WM-Wertung. «Es ist noch eine lange Saison.»
Vettel nutzte die knapp 502 Meter bis zur ersten Kurve exzellent. Von Platz drei aus gestartet, schob sich der Ferrari-Star neben den vor ihm ins Rennen gegangenen Hamilton und zog dann außen vorbei. Da klatschte sein Teamchef Maurizio Arrivabene zufrieden.
An der Spitze hielt sich Bottas, der sich zum ersten Mal in seiner Karriere die Pole Position gesichert hatte. Nun hatte der finnische Teamkollege von Hamilton den Heppenheimer Vettel im Nacken. Mit einem Blitz-Start machte Red-Bull-Youngster Max Verstappen zwei Ränge gut und heftete sich als Vierter an das Führungs-Trio. Nach einem Bremsversagen war für den Niederländer aber schon in Runde zwölf Schluss. Hülkenberg verlor indes als Achter nur einen Platz, Wehrlein fiel von Position 13 auf 17 weiter zurück.
Auf dem rauen Asphalt, auf den stetig Wüstensand geweht wurde, wollten Vettel & Co. die perfekte Reifenstrategie finden. Ferrari entschied sich für einen frühen Stopp. Vettel ließ an seinem Wagen schon in Runde elf frische Walzen aufziehen. Nach einem Crash zwischen Williams-Mann Lance Stroll und Carlos Sainz im Toro Rosso kam dann im 13. Umlauf das Safety Car auf den Kurs. Eine Runde danach bekamen die Silberpfeile von Bottas und Hamilton frische Pneus.
Vettel war im vergangenen Jahr wegen eines Motorschadens schon nach der Einführungsrunde ausgeschieden – nun lag er mit seiner Taktik goldrichtig. Hinter dem Hessen reihten sich Bottas, Verstappens Teamkollege Daniel Ricciardo und Hamilton ein. Als das Safety Car in Runde 17 wieder in die Box fuhr, zog der britische Mercedes-Pilot an Ricciardo vorbei, bekam dann jedoch wegen Blockierens des Australiers eine fünf Sekunden Strafe.
Vettel verteidigte entschlossen seine Führung gegen Bottas und baute den Vorsprung aus. Hamilton schlug seinem Kommandostand vor, mit dem Finnen die Plätze zu tauschen, um den Deutschen angreifen zu können. Zur Halbzeit passierte der Brite dann seinen Teamkollegen mühelos, der mit seiner Strategie kaum noch Siegaussichten hatte. «Das ist eine wichtige Phase des Rennens», warnte die Ferrari-Führung Vettel, «bleib konzentriert.»
Hamilton holte auf und übernahm nach dem zweiten Stopp des Deutschen in Umlauf 34 erstmal die Führung. Sieben Runden später fuhr der Brite seinerseits ein letztes Mal in die Garage. Hinter Spitzenmann Vettel und Bottas reihte sich der dreimalige WM-Champion ein. «Halte Lewis nicht auf», wurde der Finne dann neun Runden vor Schluss von der Mercedes-Box angewiesen, seinen Stallrivalen vorbeizulassen. Hamilton passierte Bottas – Vettels Vorsprung schmolz.
Der Scuderia-Star verteidigte seine Führung jedoch bis ins Ziel. «Ich bin sehr sehr zufrieden», meinte Arrivabene, «denn wir waren heute mutig, entschlossen und auch ein wenig verrückt, weil wir gestern beim Qualifying viele Risiken eingegangen sind.»
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(dpa)