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Südkorea: Korruptionsaffäre überschattet Winterspiele

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Pyeongchang – Lee Hee Beom könnte eigentlich zufrieden sein, sehr zufrieden sogar. Der Organisationschef für die Olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang darf nämlich stolz berichten, dass die Vorbereitungen bestens vorankommen.

Und doch schlägt dem umgänglichen und zupackenden Ex-Handelsminister etwas aufs Gemüt. Südkorea befindet sich in einer politischen Krise, die hart auf die Stimmung der Menschen durchschlägt. Präsidentin Park Geun Hye kämpft wegen einer Korruptionsaffäre ums politische Überleben. Und obendrein wird über illegale Machenschaften rund um das prestigeträchtige Großprojekt spekuliert.

Lee gibt sich nach außen ganz gelassen. «Alles geht vorüber», sagt er zuversichtlich. Doch die Affäre um eine enge Freundin der Präsidentin zieht Kreise. Niemand vermag zu sagen, wie lange sich die Regierungskrise hinziehen kann. Die Stimmung im Land ist gereizt, Straßenproteste nehmen zu. Erst am vergangenen Wochenende hatten Zehntausende Südkoreaner bei Protesten in der Hauptstadt Seoul den Rücktritt Parks gefordert.

Parks Amtszeit endet regulär Ende Februar 2018. Die Spiele vom 9. bis zum 25. Februar fielen also noch in ihre Regierungszeit. Ob sie sich bis dahin hält, ist ungewiss.

Im Zentrum der Affäre steht Parks langjährige Freundin Choi Soon Sil. Sie wird beschuldigt, ihre Beziehung zur Präsidentin benutzt zu haben, um sich in die Regierungsarbeit einzumischen und persönlich zu bereichern. Über zwei umstrittene Stiftungen mit den Namen Mir und K-Sports soll Choi auch Einfluss auf die Kultur- und Sport-Gemeinde gehabt haben. Der Skandal droht, die Olympischen Spiele zu belasten. Südkoreanische Zeitungen berichteten über zweifelhafte Firmen der Familie Chois – angeblich gegründet, um an lukrative Verträge für Bauprojekte für die Winterspiele zu kommen.

Solche Verdächtigungen weist der Chef des Organisationskomitees (POCOG) vehement zurück. «Die Vorbereitungen werden nicht durch äußere Faktoren beeinflusst», sagte Lee Hee Beom der Deutschen Presse-Agentur am Rande einer Informationsveranstaltung über das Großereignis in Pyeongchang. Das Komitee habe eine interne Prüfung durchgeführt. «Alle Beschaffungsprojekte gingen über öffentliche Ausschreibungen.» POCOG sei von Skandalen unberührt, betont Lee.

Die Regierungskrise kommt für die Olympia-Macher zur Unzeit. Sie bereiten sich nämlich derzeit auf 26 Test-Wettbewerbe vor, die beweisen sollen, dass sie auch die aufwendige Logistik für solch ein Großereignis im Griff haben. Die Wintersport-Welt ist bis nächsten April zu Gast in der dünn besiedelten, bergigen Provinz Gangwon, die an Nordkorea grenzt. Lee ist unerschütterlich zuversichtlich. «Was die Anlagen betrifft, ist alles auf gutem Weg», sagt Lee. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) stellte den Südkoreanern zuletzt im Oktober nach mehreren Inspektionen ein gutes Zeugnis aus.

Und tatsächlich zeigen die zwölf Wettkampfstätten – einschließlich sechs neu errichteter – schon jetzt, dass die weltbesten Wintersportler auf gute Bedingungen hoffen können. Zwar wird überall noch mit Hochdruck gebaut, aber vor allem an der Infrastruktur wie Zufahrtsstraßen. Das Ende der Bauarbeiten an den meisten Anlagen ist absehbar. Das abseits liegende Jeongseon-Alpin-Zentrum soll als voraussichtlich letzte Wettkampfstätte im Dezember 2017 fertig werden. Auch hier wiederholt Standort-Manager Jeon Doo Hwan, was seine Kollegen an den anderen Wettkampfstätten auch sagen: «Alles läuft nach Plan.»

Die Probleme der Organisatoren sind eher grundsätzlicher Art. Pyeongchang hat als Windersport-Gebiet international noch keinen Namen. Die Macher hoffen, dies durch massives Marketing ändern zu können. «Wir werden auf koreanische Netzwerke wie Handelsorganisationen und private Netzwerke zurückgreifen», sagt Lee und hofft, mehr «Olympia-Botschafter» im Ausland gewinnen zu können. Dazu kommt, dass die Südkoreaner keine ausgewiesenen Wintersportfans sind. Zu den Testwettkämpfen sollen nun Tausende Schüler und Studenten kostenlos Spitzensport erleben können.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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