Southport – Titelverteidiger Henrik Stenson gab schon vor dem Start der 146. British Open ein mutiges Versprechen ab: «Sollte ich jemals wieder die Claret Jug gewinnen, gehe ich mit ihr Fallschirmspringen», sagte der Schwede bei seiner ersten Pressekonferenz in Southport.
Die Open-Trophäe ist Stenson ans Herz gewachsen, liebevoll nennt er sie sein «Baby». Von diesem Donnerstag an wird der 41-jährige Göteborger im Royal Birkdale Golf Club an der englischen Nordwestküste alles dafür tun, um die silberne Weinkaraffe weiter in seinem Besitz behalten zu können.
Die Trophäe hat Stenson in den vergangenen zwölf Monaten bei seinen Auftritten rund um die Welt begleitet und viele verrückte Sachen erlebt. Das härteste war ein wilder Ritt auf einem Jet-Ski vor der Küste Floridas. Der blonde Schwede hatte die Claret Jug aber gut geschützt unter seiner Schwimmweste verstaut.
Die silberne Karaffe ist «ein Teil» der Stenson-Familie geworden. «Wenn du Kinder hast, ändert sich dein Leben, und es ist so, als könntest du nicht glauben, was du mit der ganzen Zeit getan hast, bevor du Kinder hattest», erklärte der zweifache Vater. Der Gewinn seines ersten Major-Turniers vor einem Jahr im schottischen Troon sei «ein bisschen das gleiche». «Ich weiß nicht, was ich mit meiner Zeit angestellt habe, bevor ich die Claret Jug in meinem Besitz hatte. Ich habe sie genauso behandelt und gepflegt wie ein Baby.»
Doch es wird schwer werden, die Trophäe zu verteidigen. Endlose Sponsoren-Termine, öffentliche Auftritte und Interview-Anfragen haben dem Skandinavier wenig Zeit auf dem Golfplatz gelassen. «Ich habe in diesem Jahr nicht mein bestes Golf gespielt», gestand Stenson. «Ich war ziemlich ‚busy‘ abseits des Platzes und das hat meine Form schon in einem gewissen Grad beeinflusst. Aber ich fühle mich auch nicht meilenweit von meiner Bestform entfernt.»
Die muss Stenson von der ersten Runde an im Royal Birkdale Golf Club auch abliefern, denn die Konkurrenz bei der mit neun Millionen Euro dotierten British Open ist stark. Der Weltranglistenerste Dustin Johnson aus den USA, Masters-Champion Sergio Garcia oder der derzeit überaus erfolgreich spielende Lokalmatador Tommy Fleetwood stehen bei den englischen Buchmachern hoch im Kurs. Deutschlands Golfstar Martin Kaymer werden nach seiner nur wenig erfolgreichen Saison dagegen nur Außenseiterchancen auf den Gewinn der Claret Jug eingeräumt.
Tommy Fleetwood kennt den Par-72-Platz des Royal Birkdale Golf Clubs besser als alle anderen Open-Teilnehmer. Der 26-Jährige wurde in Southport geboren. Die tiefen Sandbunker, das dichte Rough an den Seiten der Spielbahnen und der stürmische Wind an der Nordwestküste Englands sind für ihn keine Hindernisse, sondern Normalität.
Ein weiterer Favorit auf den Titel ist Sergio Garcia. Nach dem Triumph beim Masters in Augusta ist der Spanier richtig heiß auf seinen zweiten Major-Sieg. «Jeder weiß, wie sehr ich die Open liebe», gestand er. Zehn Mal spielte er sich bei der British Open unter die Top Ten – zweimal wurde er Zweiter. Das soll sich jetzt ändern. Und mit einem Sieg im Royal Birkdale Golf Club hätte Garcia auch das passende Hochzeitsgeschenk für seine zukünftige Ehefrau Angela Akins: Die Claret Jug.
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(dpa)