Rio de Janeiro – Superstar Usain Bolt sorgte erst einmal für Ordnung. Nach seinem lockeren Einzug ins 100-Meter-Halbfinale bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gab der Jamaikaner Kommandos an die drängelnden TV-Teams in den Stadionkatakomben.
Der 29-Jährige wollte freie Sicht auf einen Fernseher und den letzten Vorlauf am Samstag haben. «Ich bin froh, es hat sich okay angefühlt», sagte Bolt später. Auf dem Weg zu seinem Gold-Triple über 100, 200 und 4 x 100 Meter nach Peking 2008 und London 2012 lief er sich in 10,07 Sekunden erstmal ein bisschen warm.
Die schnellste Zeit der acht Durchgänge erzielte sein Dauerrivale Justin Gatlin aus den USA in 10,01 Sekunden. Eine schwache Vorstellung bot der deutsche Rekordhalter Julian Reus. Der Wattenscheider schied mit 10,34 Sekunden als Siebter seines Durchgangs sang- und klanglos aus. Ende Juli hatte er in Mannheim noch den deutschen Rekord auf 10,01 Sekunden verbessert.
«Die Zeit ist natürlich nicht gut. Grundsätzlich kann ich zu meinem Rennen nicht viel sagen, was ich falsch gemacht habe», resümierte Reus. «Es fehlt der letzte Punch, die letzten Prozentpunkte fehlen einfach. Es ist immer schwer, gleich im ersten Rennen da zu sein. Man versucht alles, dass es passt, am Ende hat ein Zehntel gefehlt.»
Der Berliner Lucas Jakubczyk verpasste in 10,29 Sekunden ebenfalls das Halbfinale. Das 100-Meter-Finale steht als einer der großen Höhepunkte dieser Spiele in der Nacht zum Montag (03.25 Uhr/MESZ) an. «Um in die Top 24 in einem so heftigen Vorlauf zu kommen, da muss alles stimmen», erklärte Jakubczyk. «10,29 Sekunden – damit kann ich nicht ganz zufrieden sein.» Bis zu Meter 60 sei es ein guter Lauf gewesen, «hinten wurde es schwer, da fehlte das ein oder andere».
Davon kann bei Bolt keine Rede sein. Mittags präsentierte er sich den Fans in der Arena und löste damit Jubelschreie auf den Rängen aus. «Es geht immer ums Gewinnen. Dafür bin ich hier. Mein Fokus liegt darauf, raus zu gehen und mein Bestes zu geben», erklärte der Leichtathletik-Superstar, der seinen eigenen Start aber als «irgendwie etwas langsam» bezeichnete.
In sein Halbfinale geht Bolt mit großer Lust. «Es werden ganz bestimmt gute Semifinals. Eine Menge Jungs rennen gut», sagte Bolt, der nach eigener Aussage keine körperlichen Beschwerden hat. Die Leichtathletik-Welt wartet dann auf das Aufeinandertreffen im Finale mit seinem Dauerrivalen Gatlin.
Mit 34 Jahren genießt der US-Amerikaner nochmal die Sommerspiele. «Alle Olympischen Spiele sind besonders. Je älter du wirst, um so besser verstehst du die Bedeutung der Olympischen Spiele», sagte Gatlin, der in seiner langen Karriere zwei Dopingsperren hatte abbrummen müssen. «2004 als junger Kerl bin ich gelaufen, um Spaß zu haben. Ich will dieses Gefühl noch einmal als älterer Athlet zurückhaben», sagte Gatlin, der 2004 in Athen 100-Meter-Gold geholt hatte.
Der Mann aus New York will sich vor dem Kräftemessen mit Bolt von nichts aus der Ruhe bringen lassen. «Ich will machen, was ich tun muss. Ich will mich auf mich konzentrieren», betonte Gatlin. «Ich will ruhig bleiben und konzentriert sein.»
Fotocredits: Srdjan Suki,Srdjan Suki,Michael Kappeler
(dpa)