Hochfilzen (dpa) – Benedikt Doll sprang nach dem Rennen seines Lebens glückstrahlend auf das Podest. Der Schwarzwälder gewann bei der Biathlon-WM in Hochfilzen den Sprint denkbar knapp vor Johannes Thingnes Bö aus Norwegen und Frankreichs Superstar Martin Fourcade.
Nach Dolls Überraschungs-Coup flippte Bundestrainer Mark Kirchner völlig aus. «In mir ist eine tiefe Freude und Genugtuung», sagte Kirchner wenig später im ZDF. «Es ist einfach geil, dass er das geschafft hat. Ich habe immer an ihn geglaubt.»
Ausgerechnet bei der WM zahlte der in der Loipe pfeilschnell laufende 26 Jahre alte Doll das Vertrauen zurück und blieb endlich einmal am Schießstand fehlerfrei. «Es war einfach das perfekte Rennen», sagte Doll. Und weil Topfavorit Martin Fourcade gleich zweimal patzte und Johannes Thingnes Bö auf der Schlussrunde die Puste ausging, bescherte Doll den deutschen Skijägern im dritten WM-Rennen in Tirol nach Mixed-Gold und Dahlmeier-Silber im Sprint schon die dritte Medaille.
Auf Rang neun lief Simon Schempp, Arnd Peiffer wurde Zwölfter, Erik Lesser beendete das Zehn-Kilometer-Rennen auf Platz 37. «Dass er es heute so überzeugend macht, ist eine positive Überraschung. Es war uns klar, wenn er durchkommt, ist er ein Kandidat für ganz vorne», sagte Peiffer, der 2011 als fünfter und bislang letzter Deutscher einen WM-Sprint gewonnen hatte.
Dass Doll am Ende mit seinem ersten Sieg gleich Weltmeister wurde, lag auch daran, dass der am Schießstand ebenfalls fehlerfrei gebliebene Bö am Ende einige Probleme hatte. «Ich wollte schneller rennen, aber ich war total kaputt», sagte der Norweger. Und so waren es 0,7 Sekunden, die Doll am Ende vor ihm lag. «Ganz ehrlich, es war mir egal, ob es der zweite oder der erste Platz wird. Auch mit einem zweiten Platz wäre ich sehr zufrieden gewesen», sagte er. Denn der mit Startnummer 82 gestartete Doll musste warten, bis der mit Nummer 96 losgelaufene Bö bei Kaiserwetter ins Ziel gekommen war. Und dann durfte er endlich jubeln.
Kirchner, selbst Sprintweltmeister und Olympiasieger, sah nach einem denkwürdigen Rennen einige Parallelen zu sich selbst. «Ich habe es auch geschafft, einmal im Jahr Null zu schießen», sagte der Bundestrainer mit einem Augenzwinkern. Er beschrieb Doll als «Frohnatur, absoluter Unruhegeist und Stimmungsmacher».
Doll startet zum dritten Mal bei einer WM. Bisher verhinderten seine Probleme im Stehendschießen konstant gute Platzierungen, als Vierter und Sechster war er bisher nur zweimal in den Top Ten. Der 1,7-Abiturient kämpft bis zum Umfallen, kann seine Leistungen sehr reflektiert einordnen, dank seiner läuferischen Qualitäten wird er im Kollegen-Kreis auch als «Rennsemmel» bezeichnet.
Der Hobby-Koch hat sogar einen eigenen Blog, wo er vielfältige Rezepte vorstellt. Sein Lieblingsgericht nach einem Erfolg ist Rehrücken mit Spätzle, Rotkohl und Maronen. Mit Video- und Fotokamera ermöglicht er den Fans Einblicke ins Teamleben. Sein Opa war Jäger, sein Ur-Ur-Großvater Professor Franz Kohlhepp sogar einer der Mitbegründer des Deutschen Skiverbandes.
Fotocredits: Barbara Gindl,Martin Schutt,Martin Schutt,Barbara Gindl,Martin Schutt