Berlin – 12:0 Punkte, das beste Torverhältnis aller Teams und Tabellen-Platz eins: Die Füchse Berlin sind die Mannschaft der Stunde in der Handball-Bundesliga. Eine Favoritenrolle wollen sie daraus für das Gipfeltreffen am Mittwoch (19.00) gegen den Rekordmeister THW Kiel aber nicht ableiten.
«Das würde ich nicht sagen», antwortete der nach Zehenverletzung wiedergenesene Berliner Rechtsaußen Hans Lindberg auf die Frage nach der Rollenverteilung zwischen dem Emporkömmling aus der Hauptstadt und dem dreimaligen Champions-League-Sieger. Seine Vorfreude auf das Duell ist aber groß: «Das Spiel wird ein Knaller.»
Die Berliner halten sich trotz des famosen Liga-Starts und dem erneuten Überraschungs-Coup bei der Club-WM betont zurück, eine Kampfansage an die Kieler bleibt aus. «Wir müssen uns noch viel erarbeiten», bemerkte Sportkoordinator Volker Zerbe, «der nächste große Schritt ist es natürlich, die großen Teams zu Hause zu ärgern. Favorit sind wir nicht.» Die Füchse sehen sich trotz der Super-Serie von elf Pflichtspielen ohne Niederlage noch nicht als Teil der Belleetage, bestenfalls an der Schwelle dorthin. Auch ist die Bilanz gegen Kiel verheerend: Seit dem Aufstieg 2007 in die 1. Liga gelang den Füchsen nur ein Sieg gegen den THW.
Die Demutshaltung steht den Füchsen gut. Sie wissen die bisherigen Erfolge richtig einzuordnen: Bis auf das knappe 30:29 in Hannover kamen alle Erfolge gegen Teams der unteren Tabellenhälfte zustande. Außerdem hinterließen die Berliner nicht immer einen souveränen Eindruck. Auch droht Nationalspieler Fabian Wiede wegen einer Schulterverletzung auszufallen.
«Die richtig schweren Aufgaben kommen erst noch», erklärte Nationalspieler Paul Drux. Nur drei Tage nach dem Topmatch gegen Kiel stehen die Füchse bei Chambery Savoie in der Qualifikationsrunde des EHF-Pokals erneut auf dem Prüfstand. «Es kommt eine spannende Zeit auf uns zu», meinte Manager Bob Hanning, der hofft, dass sich die Mannschaft nach diesen Bewährungsproben für höhere Aufgaben empfehlen kann.
Die Konkurrenz traut den Berliner in dieser Saison allemal eine tragende Rolle im Kampf um die Spitze zu. So erneuerte Balingens Trainer Runar Sigtryggsson nach der 20:31-Abreibung seines Teams seinen Meistertipp: «Warum sollen es die Füchse nicht schon in dieser Saison schaffen?» Kiels Torwart Andreas Wolff sieht jedenfalls Schwerstarbeit auf sein Team zukommen. «Die Füchse spielen bisher eine starke Saison. Wir müssen in Berlin alle an unsere Grenzen gehen, um das Spiel zu gewinnen», wird der Europameister auf der Club-Homepage zitiert.
Den Berlinern, die nur noch einen Sieg von ihrem 14:0-Punkte-Startrekord aus der Spielzeit 2010/11 entfernt sind, kommen starke Neuzugänge wie Kreisläufer Kresimir Kozina oder Steffen Fäth zugute. Die Mannschaft ist auf jeder Position doppelt besetzt und kann Ausfalle anders als in der Vergangenheit besser kompensieren. Torhüter Silvio Heinevetter befindet sich in Galaform, und Rechtsaußen Mattias Zachrisson spielt stark wie nie. «Unser Team ist besser als in der Vorsaison. Mit einer guten Abwehr können wir jeden Gegner schlagen», sagte Zachrisson.
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(dpa)