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Spielerberater und das Milliardengeschäft Fußball

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Frankfurt/Main – Ein englischer Spitzenclub möchte unbedingt einen bekannten Bundesliga-Spieler kaufen. Die Verhandlungen ziehen sich über Wochen hin, denn ein Problem dabei ist: Egal, was passiert, der Berater des Fußball-Profis kassiert immer mit.

Wechselt der Spieler sofort, muss sein Agent an der Ablösesumme beteiligt werden. Wechselt er erst nach Ablauf seines Vertrages, wird eine fette Provision fällig. Das Perfide an diesem Transferpoker ist, dass der Spielervermittler selbst dann verdient, wenn überhaupt kein Transfer zustande kommt. Denn sein Beratervertrag regelt, dass er in genau diesem Fall mit einem Millionenbetrag entschädigt werden muss.

Das beschriebene Beispiel ist bereits ein Jahr alt. Am Ende wechselte der Spieler für mehr als 40 Millionen Euro von Deutschland nach England. Später veröffentlichten das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und die Enthüllungsplattform «Football Leaks» die Details dieses Deals. Das Beispiel zeigt besonders gut, welchen Einfluss einige Spielerberater mittlerweile auf den Profifußball gewonnen haben und wie viel Geld sie aus diesem Milliardengeschäft ziehen. Im Moment ist wieder Transferzeit. Und allein in der Bundesliga sind in diesem Sommer schon rund 450 Millionen Euro an Ablösesummen gezahlt worden.

«Das Rad ist kurz davor, zu überdrehen», warnt der Sportdirektor Alexander Rosen von 1899 Hoffenheim. «Auch durch so surreale Geschichten im Hintergrund, wie zum Beispiel Transferbeteiligungen von Beratern im achtstelligen Bereich.» Das verstöre die Fans. «Und es entfernt sie vom ursprünglichen Kern, nämlich dem Spiel an sich.»

Mehr als 127 Millionen Euro haben die Vereine der 1. und 2. Bundesliga allein zwischen März 2015 und März 2016 an Beraterhonoraren gezahlt. Nach «Spiegel»-Recherchen haben sich die Honorare europaweit in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.

Warum das so ist, liegt auf der Hand. In den Wirtschaftskreislauf des Profifußballs wird durch TV-Verträge, Sponsoren und Investoren immer mehr Geld gepumpt. Das lockt auch immer mehr Leute an, die daran verdienen wollen. «Berater sind nicht das Grundproblem, sondern die Summen, die im Umlauf sind», sagte Werder Bremens Sportvorstand Frank Baumann im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur.

Die große Frage ist trotzdem: Warum lassen Verbände und Vereine den wachsenden Einfluss der Berater zu? Warum gibt es keinerlei Reglementierung für ein Geschäftsfeld, dessen Schattenseiten jeder seit Wochen in dem Enthüllungsbuch «Football Leaks» nachlesen kann? Das einen «riesigen Graubereich für transnationale Milliardenflüsse schafft» («Süddeutsche Zeitung»)? Und in dem Preise ganz einfach in die Höhe getrieben und Vereine unter Druck gesetzt werden können?

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte schon 2012 in einem «Bild»-Interview: «Es ist absurd, dass die Clubs die Spielerberater bezahlen. Eigentlich müssten das die Spieler tun.»

Seitdem hat sich vieles verändert. Doch die Branche ist einer Reglementierung des Beraterwesens nicht etwa nähergekommen, sondern hat sich im Gegenteil immer weiter davon entfernt.

2015 schaffte der Weltverband FIFA ein bis dahin gültiges Lizenzierungsverfahren für Spielervermittler ab. Seitdem muss jeder Nationalverband wie der DFB eine eigene Regelung finden, was in Deutschland konkret bedeutet: Jeder, der ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegt und eine Registrierungsgebühr von 500 Euro zahlt, kann sich als Spielerberater betätigen.

2016 veröffentlichten Deutscher Fußball-Bund und Deutsche Fußball Liga zum ersten Mal, wie viel Geld jeder Proficlub in den zwölf Monaten zuvor an Beraterhonoraren gezahlt hat. Mittlerweile bleiben diese Summen wieder geheim. Die Begründung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: Engländer, Spanier oder Italiener veröffentlichen ihre Zahlen auch nicht. Warum sollten wir allein das tun?

«Man muss als Verein für sich definieren, wie weit man gehen will», sagte Frank Baumann. Solange die Clubs die Berater brauchen, um an begehrte Spieler zu kommen, und solange einige Clubs selbst mit Agenten zusammenarbeiten, um ihre Kader zusammenzustellen, wird es kaum eine Form der Reglementierung geben. «Wir haben klare Grenzen», erklärte der Werder-Sportchef. «Wenn man mal anderer Meinung ist als ein Berater, dann findet ein Transfer auch mal nicht statt.»

Die Berater selbst haben sich in Deutschland schon 2007 zur Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung zusammengeschlossen. 116 Vermittler sind beim DFB registriert, 75 sind Mitglied in der DFVV.

Wer sich mit einigen von ihnen unterhält, bekommt eine andere Sicht der Dinge vermittelt. Viele Berater wehren sich gegen ihr Image, sie hielten auch eine Reglementierung ihres Geschäfts für falsch. Es gibt eine Nachfrage nach guten Spielern – und sie bedienen sie, heißt es.

«Ich handle doch nicht mit Menschen. So etwas ist absurd», sagte der Spielerberater Volker Struth dem «Kölner Stadt-Anzeiger». Struth zählt zu den Großen der Branche, zu seinen Klienten gehören die Weltmeister Toni Kroos und Benedikt Höwedes. «Manager gibt es in der Musikbranche, beim Film – überall. Nur im Fußball wird darüber diskutiert», meinte er. «Ich stelle den Vereinen und Spielern mein Netzwerk zur Verfügung. Dafür werde ich bezahlt.»

Fotocredits: Fredrik von Erichsen
(dpa)

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