London – Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter hat nach seinem Triumph in London erst einmal mit jenen abgerechnet, die ihm so etwas nie zugetraut hätten.
«Ich glaube, die in Dresden werden sich jetzt gewaltig in Arsch beißen», sagte der 24-Jährige in den Katakomben des Olympiastadions und schob noch hinterher: «Das sollen sie auch tun.»
Mit dem Wechsel vor drei Jahren zu Bundestrainer Boris Obergföll nach Offenburg hat Johannes Vetter nach eigenen Angaben den entscheidenden Karriereschritt gemacht. Dass er bei der Leichtathletik-WM 2017 Gold erobert, hätte er damals aber wohl selbst nicht geglaubt.
Vetter entschied gleich mit dem allerersten Wurf den Wettkampf – was in jenem Moment kaum einer der 56 000 Zuschauer dachte. Der Olympia-Vierte schleuderte den Speer auf 89,89 Meter hinaus – deutlich weniger als bei seinem deutschen Rekord von 94,77 Meter am 11. Juli in Luzern und seine 91,20 Meter am Donnerstag in der WM-Ausscheidung.
Bitter für Mitfavorit Thomas Röhler: Der Olympiasieger aus Jena musste als Vierter mit 88,26 Metern den Tschechen Jakub Vadlejch (89,73) und Petr Frydrych (88,32) die weiteren Medaillen überlassen. Der Mannheimer Andreas Hofmann belegte mit 83,98 Metern den achten Platz.
«Ich glaube, Olympiasieger ist nochmal eine andere Hausnummer. Aber es hat mich sehr gefreut, dass er die Leistung heute bestätigen konnte, die er die letzten Wochen gezeigt hat», sagte Röhler ziemlich gefasst. «Wir wären gerne gemeinsam oben gestanden.»
Einzige deutsche Speerwurf-Weltmeister waren bislang Linkshänder Matthias de Zordo aus Saarbrücken 2011 und der Berliner Detlef Michel 1983. «Ich bin stolz wie Bolle. Was ich die letzten drei Jahre mit Boris auf die Beine gestellt habe, ist einfach unbeschreiblich», sagte Vetter und verwies auch auf die mentale Unterstützung von Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll: «Sie hat mir vor dem Wettkampf geschrieben: Hol dir das Ding heute! Hol dir Gold! Du hast es so drauf, du hast es so verdient.»
«Johannes hat damals im Nachhinein eine umstrittene, aber richtige Entscheidung getroffen», urteilte Röhler und meinte schmunzelnd: «Er wird über Jahre jetzt wahrscheinlich mein Lieblings-Teamkollege und Gegner bleiben. »
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(dpa)