Pyeongchang – Ihre Ausnahmerolle im deutschen Wintersport begann für Ski-Freestylerin Sabrina Cakmakli mit einem bitteren Rückschlag. Nach einem Kreuzbandriss lief das Slopestyle-Training der 23-Jährigen im Sommer vor den Winterspielen in Sotschi gar nicht wie gewünscht.
Zum Spaß gurkte sie in der Halfpipe herum. Ihrem Knie tat das besser als der Hindernis-Parcours, und ihr Coach meldete sie zu einem Weltcup an. «Das war mehr Gaudi, dann wurde es auf einmal Ernst, und jetzt bin ich hier», erzählt die Umsteigerin strahlend nach der mit Rang sieben erfolgreichen Qualifikation.
In Pyeongchang hatte sie sich das olympische Finale als klares Ziel gesetzt – ganz anders als bei ihrer Olympia-Premiere vor vier Jahren, als sie allein die Teilnahme ein «Märchen» nannte. Als einzige deutsche Ski-Freestylerin fährt Cakmakli gut genug für Olympia. Auch bei den Herren gibt es niemanden, der sich wie sie in Südkorea auf Skiern mit Salti und Drehungen durch die halbe Eisröhre schwingt.
Im Weltcup tritt die Allgäuerin als einzige Deutsche an und hat sich etabliert. Als eine von nur acht Freestylerinnen war Cakmakli Ende Januar zu den X-Games eingeladen. In Aspen landete sie bei der in der Szene bedeutenden Funsport-Großveranstaltung auf Platz sieben.
Dass ihr Sport «nicht ungefährlich» ist, weiß Cakmakli nur zu gut. Ende August brach sie sich das Schüsselbein. Drei Kreuzbandrisse hat die Bayerin hinter sich. Zuletzt wurde sie 2016 am Knie operiert und musste einen Durchhänger überwinden. «Ich wusste echt nicht, ob ich das durchhalte, noch mal zurückzukommen, aber im Endeffekt hat sich die Frage nicht gestellt», schildert Cakmakli. Sie hat Spaß und sucht sogar den Extrakick, indem sie oft rückwärts in die Halfpipe fährt.
«Als ich angefangen habe, habe ich immer bei den Jungs gesehen, dass ein paar rückwärts reinfahren. Ich habe mir vorgenommen, die Erste zu sein, die damit anfängt», erzählt Cakmakli. «Es kostet ein bisschen Überwindung, aber es hat natürlich einen Wow-Effekt.»
An männlichen Kollegen kann sich die deutsche Ski-Freestylerin zu Genüge orientieren. Weil es in Deutschland keine Halfpipe gibt, hat sich Cakmakli in einer Kooperation den Schweizern angeschlossen – und trainiert und reist als einziges Mädchen mit drei Jungs. Sie findet das ideal, schließlich wäre sie sonst allein. «Die trainieren von den Umfängen nicht anders als ein Beat Feuz», sagt der Sportdirektor im Freestyle, Heli Herdt, mit Blick auf den Olympia-Zweiten im alpinen Super-G.
Neben ihrer Sportart fällt Cakmakli durch ihr Lachen auf. «Sie ist unser Sonnenscheinkind», verrät Herdt. Fast nichts kann der 23-Jährigen die gute Laune verderben. «Das ist mein Markenzeichen», sagt sie selbst. «Dass das, was wir machen, Mega-Spaß macht, will ich auch ans Publikum herantragen.»
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(dpa)