Rio de Janeiro – Es schimmerte ein wenig golden – am Ende aber fahren Deutschlands Fußballer mit der Silbermedaille nach Hause. Erst ein vergebener Versuch von Nils Petersen verhinderte beim 4:5 im Elfmeterschießen gegen Brasilien im Maracanã den ersten Olympiasieg der DFB-Auswahl.
Der Gastgeber konnte seinerseits den Premieren-Erfolgfeiern. «Es ist trotzdem kein bitterer Moment. Die Jungs haben hier Überragendes geleistet. Wir gehen aus dem Olympia-Turnier als Gewinner, nicht als Verlierer. Ich bin rundum glücklich, auch wenn ich natürlich gerne Gold gehabt hätte», sagte Trainer Horst Hrubesch in der ARD.
Zwei Jahre nach der 1:7-Demütigung bei der WM feierten 75 000 Fans in Rio den Janeiro nach einem dramatischen Endspiel leidenschaftlich den historischen Triumph. Nach 120 Minuten hatte es durch Tore von Superstar Neymar (27.), der auch den letzten Elfmeter versenkte, und Maximilian Meyer (59.) 1:1 gestanden.
Beide Teams boten ein unterhaltsames Spiel mit vielen wilden Szenen, was auf die teilweise noch jugendliche Naivität zurückzuführen war. Von Beginn an kamen die Rivalen zur Sache – und schnell zu ersten Chancen. In der elften Minute traf Julian Brandt mit einem Schlenzer nur die Latte, auf der Gegenseite blockte Niklas Süle einen Schuss von Luan (14.).
Mit dieser Power ging es weiter. Die junge Mannschaft von Horst Hrubesch hielt dagegen, nicht nur kämpferisch. Vor allem über den Leverkusener Brandt und Serge Gnabry inszenierten die DFB-Talente schnelle Offensivaktionen.
Beim Versuch, im vierten Olympia-Endspiel endlich den ersten Sieg zu schaffen, erhöhten die Brasilianer das Tempo. Die Deutschen verloren die Kontrolle im Mittelfeld und hatten Glück, als der Ex-Leverkusener Renato Augusto nur knapp vorbei zielte (21.).
Dann kam der große Auftritt von Neymar, der vor zwei Jahren beim bitteren 1:7 im WM-Halbfinale verletzt gefehlt hatte. Einen Freistoß aus 25 Metern knallte der Stürmer vom FC Barcelona in den Winkel und ließ sich danach für sein Traumtor gebührend feiern. Es war der vierte Turniertreffer von Neymar.
Die DFB-Elf suchte eine Antwort – und fand sie. Nur das Glück fehlte. Nach einem abgefälschten Schuss von Meyer tanzte der Ball auf der Latte des brasilianischen Tores, Sekunden später scheiterte der Schalker an Torwart Weverton.
Das Pech blieb der Hrubesch-Truppe vor der Pause weiter treu. Nach einem Brandt-Freistoß landete ein Kopfball von Sven Bender erneut am Aluminium – schon der dritte Lattentreffer.
Die Brasilianer verwalteten nur noch die Führung. Lediglich Neymar sorgte mit einigen Kunststücken, die jedoch zu nichts führten, für Unterhaltung. Die Deutschen waren da zielstrebiger und wurden nach dem Wechsel belohnt. Nach einer gelungenen Ballstafette legte Jeremy Toljan den Ball zurück auf Meyer, der per Direktabnahme zum verdienten Ausgleich traf. Es war der erste Gegentreffer für Brasilien im gesamten Turnier.
Die Hrubesch-Elf war jetzt um mehr Struktur im Spiel bemüht, doch oft gingen Bälle zu leicht verloren. Dann traf es Lars Bender ganz bitter: Bei einem Zweikampf mit Neymar verletzte sich der Leverkusener und musste wenig später vom Platz. Für ihn kam Grischa Prömel.
Brasilien benötigte fast 20 Minuten, um sich vom Ausgleich zu erholen. In der Schlussphase gerieten die deutschen Talente noch einmal schwer unter Druck, weil sie vor allem im Mittelfeld die schnellen Angriffe der Gastgeber nicht verhindern konnten. Neymar (78.), dessen Schuss knapp daneben ging, und Luan (79.) vergaben gute Chancen. In der Verlängerung rettete DFB-Keeper Timo Horn dann das Remis gegen den durchgebrochenen Felipe Anderson.
Fotocredits: Sebastian Kahnert,Sebastian Kahnert,Sebastian Kahnert,Soeren Stache,Soeren Stache,Sebastian Kahnert,Sebastian Kahnert,Soeren Stache,Friso Gentsch,Soeren Stache,Sebastian Kahnert,Alejandro Ernesto,Sebastian Kahnert,Friso Gentsch,Sebastian Kahnert,Alejandro Ernesto
(dpa)