Sao Paulo – Sein Auftreten in der Öffentlichkeit ist so forsch wie seine Sprints auf der linken Außenbahn. «Zwei Fragen, mehr nicht», ruft Serge Gnabry den Reportern zu. Die würden von ihm nach den starken Auftritten für Deutschlands Olympia-Fußballer gerne viel mehr wissen. Gibts aber nicht!
Man kann das Verhalten des flinken Offensivmanns vom englischen Spitzenclub FC Arsenal, der in vier Spielen sechsmal traf und die Torjägerliste der Olympischen Spiele anführt, oberflächlich als arrogant bewerten. Man würde Gnabry damit aber wohl Unrecht tun. Denn im Alter von nur 21 Jahren hat der Sohn des ehemaligen ivorischen Nationalspielers Jean-Hermann Gnabry alle Höhen und Tiefen im Leben eines Sportlers bereits erlebt.
Mit zehn Jahren kam Gnabry in die Jugend des VfB Stuttgart. Sein großes Talent erkannten 2011 auch die Späher der Gunners, die ihn zu einem Probetraining einluden. Arsène Wenger wollte den Jungen – da war Gnabry gerade 16 Jahre alt. Ein Jahr später bekam er einen Profivertrag in London, am 8. Spieltag der Saison 2012/13 folgte sein Debüt in der Premier League. Wenige Tage später spielte er auch gleich in der Champions League gegen Schalke 04.
Doch dann fiel er monatelang wegen eines eingeklemmten Nervs im Rücken aus. Er kam zurück und erzielte am 28. September 2013 sein erstes Tor in der englischen Liga. Nur Cesc Fabregas war in der Arsenal-Historie jünger als Gnabry. Die englischen Medien schrieben schon vom «German Wunderkind».
Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn für die WM 2014 kurzzeitig sogar auf seinem Zettel. Doch es wurde nichts daraus, weil Gnabry mit einer Knieverletzung lange ausfiel. Zur Saison 2015/16 wurde er zu West Bromwich Albion ausgeliehen – und zur Rückrunde nach London zurückgeschickt. Den Rest der Spielzeit verbrachte er in der Arsenal-Reserve.
Anders als Wenger hatte Horst Hrubesch nie Zweifel an Gnabry. Der 65-Jährige nahm ihn im Vorjahr zur U21-EM und jetzt auch zu den Olympischen Spielen mit. Hrubesch ärgert sich darüber, dass dem technisch beschlagenen Spieler von seinen Trainern so wenig Vertrauen entgegenbracht wurde.
Es scheint so, als ob auch Weltmeister Mesut Özil mit seinem Kumpel und Teamkollegen leidet. «Ich freue mich so für dich. Jetzt zeigst du der Welt wieder, was für ein talentierter Fußballer du bist», schrieb Özil bei Instagram und veröffentlichte dazu ein Foto, auf dem die beiden lachend im Arsenal-Trikot zu sehen sind.
In Brasilien hatte Gnabry, der wegen seiner Spielweise schon mit Arjen Robben verglichen wurde, maßgeblichen Anteil daran, dass Deutschland um die erste Medaille seit 28 Jahren spielt. Und er weckt Begehrlichkeiten: Hertha BSC und RB Leipzig sollen Interesse haben.
Wenn man ihn fragt, ob er sich denn trotz der harten Zeit weiter bei Arsenal durchsetzen wolle, antwortet Gnabry: «Ja natürlich.» Er habe durch die Verletzungen zwei schwere Jahre hinter sich. «Jetzt fühle ich mich so langsam fit. Ich hoffe, dass es so weiterläuft für mich.»
Fotocredits: Andressa Anholete
(dpa)