Vargas (dpa) – Deutschland schickt so viele Boxer wie seit 16 Jahren nicht zu den Olympischen Spielen. Sechs Athleten haben sich in der Serie von kontinentalen und Welt-Ausscheiden durchgesetzt.
Besser war der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) zuletzt 2000 in Sydney, als acht Athleten in den Ring stiegen. Bei den nachfolgenden Spielen in Athen (2004), Peking (2008) und London (2012) waren es jeweils vier Boxer.
Als Letzte aus dem Sextett haben sich Hamza Touba (Kaarst) im Fliegengewicht und Araik Marutjan (Schwerin/Weltergewicht) beim Turnier mit Profis und Halbprofis in Vargas/Venezuela qualifiziert. Beide wurden Zweite. Touba verpasste den Turniersieg knapp, Marutjan konnte zum Finale wegen einer Verletzung nicht antreten. Artur Bril (Köln) schied gegen den früheren IBF-Weltmeister Amnat Ruenroeng (Thailand) aus. Mittelgewichtler Xhek Paskali aus Ludwigsburg hätte Dritter werden müssen, verlor aber das Duell um Platz drei.
In den Monaten zuvor hatten sich bereits qualifiziert: Erik Pfeifer (Lohne/Superschwergewicht), David Graf (Sindelfingen/Schwergewicht), Serge Michel (Traunreut/Halbschwergewicht) und APB-Weltmeister Artem Harutyunyan (Hamburg/Halbweltergewicht). «Sechs Plätze sind ein tolles Ergebnis. Aber abgerechnet wird bei Olympia. Wir wollen ein bis zwei Medaillen», sagte Sportdirektor Michael Müller.
Bei Olympia dürfen erstmals in der Box-Geschichte Profis antreten. Zugelassen sind nicht nur die seit zwei Jahren aktiven Berufsboxer des olympischen Box-Weltverbandes AIBA (APB), sondern auch Profis aus den etablierten Verbänden wie IBF, WBO, WBA und WBC. Von den Alt-Profis haben sich neben Ruenroeng der italienische WBA-Interkontinental-Champion Carmine Tommasone und der frühere WBA- und WBO-Interimsweltmeister Hassan Ndam Njikam aus Kamerun qualifiziert.
Verbände wie IBF und WBC haben ihren Profis Strafen und Sperren angedroht, wenn sie an Olympia teilnehmen. Deutsche oder in Deutschland lizenzierte Profis aus den Alt-Verbänden hatten auf die Qualifikation verzichtet.
Fotocredits: Sebastian Willnow