Dortmund – Marco Reus ist einer der ersten Spieler am BVB-Trainingsgelände, Pierre-Emerick Aubameyang kommt etwas später. Den Fußballprofis von Borussia Dortmund bietet sich gegen 9.00 Uhr an der Adi-Preißler-Allee ein ungewohntes Bild.
Etliche Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor der Anlage, weitere Wagen sind ständig in Bewegung und sichern das Gelände weiträumig. Einige wenige Fans und viele Medienvertreter versammeln sich dort. Fahrzeuge, die auf das Trainingsgelände wollen, werden auf Sprengstoff untersucht. Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus am Dienstagabend hat der BVB am Mittwochvormittag die Vorbereitung auf die für 18.45 Uhr angesetzte Champions-League-Partie gegen AS Monaco aufgenommen.
Die Spieler sollen die Nacht nicht im Mannschaftshotel verbracht haben und sind möglicherweise bei ihren Familien gewesen. Aus Sicherheitsgründen gibt der Club zu den Abläufen rund um die Vorbereitung keine Informationen heraus. Auch ein öffentliches Training wird nicht stattfinden. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist ebenfalls am Trainingsgelände und hat bereits zum Team gesprochen. «Ich habe gerade in der Kabine an die Mannschaft appelliert, der Gesellschaft zu zeigen, dass wir vor dem Terror nicht einknicken», sagte Watzke.
Der Geschäftsführer betonte, dass dies vielleicht die schwierigste Situation der letzten Jahrzehnte sei. «Wir spielen heute nicht nur für uns. Wir spielen für alle. Egal, ob Borusse, Bayer oder Schalker. Wir wollen zeigen, dass Terror und Hass unser Handeln niemals bestimmen dürfen. Und wir spielen natürlich für Marc Bartra, der sein Team siegen sehen will», so Watzke. Bartra war bei den Sprengstoffattacken an der Hand und am Arm verletzt worden. Der Spanier ist noch in der Nacht operiert worden. «Wir sind alle geschockt und in Gedanken bei Marc», sagte Kapitän Marcel Schmelzer.
Nach der Ansprache des Geschäftsführers war es vor allem die Aufgabe des Trainerteams, die Mannschaft auf die am Abend stattfindende Partie vorzubereiten. Wie schwierig eine solche Situation sein kann, erklärte der frühere BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld in einem Gespräch mit dem TV-Sender Sky. «Die Zeit, das mit den Spielern aufzuarbeiten, hat man nicht. Man muss das Geschehen schnell wieder auf den Fußball lenken.»
Rund 30 Minuten absolvieren die Profis eine kurze Einheit, mehr ein Anschwitzen als ein intensives Training. Anschließend verlassen die meisten Spieler das Trainingsgelände im Dortmunder Osten mit ihren Privatwagen. Dann fährt der Mannschaftsbus des BVB vor. Es ist aber nicht der, auf den der Anschlag am Vorabend verübt wurde, sondern ein identisches zweites Modell. Ob die Mannschaft am späten Nachmittag mit dem offiziellen oder einem neutralen Bus zum Spiel fährt, ist nicht bekannt.
Der zur Zeit an den 1. FC Köln verliehene Dortmunder Abwehrspieler Neven Subotic war entsetzt, als er von dem Anschlag hörte. «Ich bin in Gedanken bei meinen Kollegen und den Fans des BVB. Ich wünsche mir, dass Ihr heute Abend ein tolles Fußballfest zeigt, dass wir uns von solchen stumpfsinnigen Aktionen nicht unterkriegen lassen», teilte Subotic über die sozialen Medien mit.
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(dpa)