Köln – Die Saison in der 1. und 2. Handball-Bundesliga (HBL) ist wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen worden. Das haben die 36 Clubs nach einer Abstimmung mit großer Mehrheit beschlossen.
Zudem legte das HBL-Präsidium fest, dass die Abschlusstabelle nach der sogenannten Quotientenregelung gewertet wird. Dabei werden bei jedem Team die Pluspunkte durch die absolvierten Spiele geteilt und anschließend mit 100 multipliziert. Damit steht der THW Kiel erstmals seit 2015 wieder als deutscher Meister fest.
«Wir hatten schon 90 Prozent Zustimmung heute für den Abbruch, ohne dass uns schon alle Rückmeldungen vorlagen. Diese Saison hatten die meisten Clubs für sich ohnehin abgehakt», sagte Liga-Präsident Uwe Schwenker der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte mit Blick auf die Meisterentscheidung hinzu: «Die Quotientenregelung ist von allen Szenarien die gerechteste Lösung.»
Die weiteren internationalen Startplätze gehen an Vizemeister SG Flensburg-Handewitt, der wie Kiel in der Champions League starten wird, sowie SC Magdeburg, TSV Hannover-Burgdorf und die Rhein-Neckar Löwen (Euro League). Absteiger wird es keine geben. Stattdessen steigen zwei Teams – der HSC 2000 Coburg und TuSEM Essen – aus der 2. Liga auf, so dass die kommende Erstliga-Saison mit 20 Mannschaften bestritten wird. Wann wieder gespielt werden kann, ist aber noch unklar. «Im Moment ist der 31.8. der Fixpunkt, bis zu dem Großveranstaltungen verboten sind. Das ist ein gutes Datum für uns», sagte Schwenker.
Bei der Ermittlung der Abschlusstabelle gab es lediglich einen Härtefall. Wegen der Quotientenregelung rutschen die Füchse Berlin vom fünften auf den sechsten Platz ab und verpassen dadurch die Teilnahme am Europapokal. «Wir werden aber auf keinen Fall Protest einlegen gegen die Wertung. Es gibt keine gerechten Lösungen in dieser Situation. Dass es uns trifft, müssen wir sportlich akzeptieren», sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning der Deutschen Presse-Agentur.
Insgesamt trifft der Abbruch die Liga hart. Die HBL rechnet mit Verlusten von rund 25 Millionen Euro. Auch aus diesem Grund war die Entscheidung lange aufgeschoben worden – zumal ein Saisonabbruch in den Statuten nicht vorgesehen war. Ursprünglich bestand die Hoffnung, die Saison spätestens ab dem 16. Mai fortzusetzen, um sie bis Ende Juni abzuschließen. Dieses Szenario ist nun hinfällig.
Anders als im Fußball hätte es den Clubs aus finanzieller Sicht nicht viel gebracht, die Saison mit Geisterspielen zu Ende zu bringen. Dann wären die Partien zwar im TV zu sehen gewesen, allerdings macht das Fernsehgeld nur einen geringen Anteil im Budget der Vereine aus. Am meisten verdienen die Bundesligisten mit Ticketing und Sponsoring. Ersteres fällt bei Spielen ohne Zuschauer nahezu komplett weg, auch die Werbeeinnahmen hätten erheblich gelitten.
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(dpa)