Spa-Francorchamps – Auf die Frage nach einer kleinen Rest-Enttäuschung reagierte Spa-Sieger Nico Rosberg dann doch eher kurz angebunden. «Ich bin nicht enttäuscht, ich bin glücklich», betonte er.
Er hatte allen Grund dazu: Der Start in die zweite Saisonhälfte der Formel 1 hätte kaum besser für den zweimaligen Vizeweltmeister und aktuellen WM-Zweiten sein können.
Aber eben auch nur kaum. Denn WM-Spitzenreiter und Teamkollege Lewis Hamilton hatte beim zunächst chaotischen Großen Preis von Belgien Schadensbegrenzung de luxe in seinem Mercedes betrieben. «Nur zehn Punkte verloren zu haben und drei neue Motoren zu haben, ist ein Super-Bonus», stellte er fest.
Neun Punkte Vorsprung hat Hamilton mit seiner in Spa-Francorchamps beispiellosen Aufholjagd von Platz 21 auf Rang drei gerettet. Sein Sommer wäre noch besser gewesen, wenn er das vorher gewusst hätte, meinte der 31 Jahre alte Brite bestens gelaunt. Auch nach Monza reist der Formel-1-Jetsetter Nr. 1 als Spitzenreiter im WM-Klassement. Dort, wo er dreimal in den vergangenen vier Jahren gewann. Rosberg noch nie. Ähnliche Vorzeichen wie vor dem Rennen in den Ardennen.
Nur dass Hamilton diesmal nicht per se in der Startaufstellung zurückgestuft wird. Und bei seinen Siegen 2012, 2014 und 2015 war er jeweils von der Pole Position auf der schnellsten Strecke im Rennkalender gestartet. Rosberg wartet auf dem Kurs im Königlichen Park noch auf den besten Startplatz.
Das alles spielte für den gebürtigen Wiesbadener aber erstmal keine Rolle. Dass es Hamilton bis auf Platz drei geschafft hatte, nahm er erst nach der Zieleinfahrt beim Blick auf die Zeitentafel wahr. «Was, ernsthaft?!», habe er zu sich selbst gesagt, erzählte Rosberg. Damit war es ihm auch nicht vergönnt, die Tabellenführung zurückzuerobern, die er nach dem 11. Saisonrennen an Hamilton abgegeben hatte. Hamilton hätte höchstens Achter werden dürfen.
Dass Hamilton für die restlichen acht Rennen nun einen Motorenvorteil dank der insgesamt drei eingesetzten neuen Triebwerke hat, war Rosberg zunächst auch gar nicht bewusst. Interessierte ihn aber auch nur am Rande. «An sowas denke ich auch nicht, ich konzentriere mich nur auf mein Ding.»
Mit sechs Siegen hat Rosberg nun in diesem Jahr genauso viele wie Hamilton, der sein Motorenkontingent nach einigen Problemen im ersten Saisonabschnitt aufgebraucht hatte. «Es ist nicht der einfachste Kampf um den WM-Titel bisher gewesen», meinte der dreimalige Champion und WM-Titelverteidiger. Mittlerweile verspüre er aber wieder sein «Komfort-Level» beim Fahren, sagte er und genoss die heißgeliebten und wohlverdienten Schoko-Bons nach seinem denkwürdigen Rennen. «Die Aufholjagd von der letzten Reihe zum Podium ist für den Engländer fast eine Weihe auf dem Weg zur Titelverteidigung», meinte «La Gazzetta dello Sport» am Montag.
12 Mercedes-Siege in 13 Rennen – wer soll dem Duo beim letzten Europa-Grand-Prix in diesem Jahr eigentlich gefährlich werden? Gerade dort, wo es auf den Speed ankommt und der Antrieb der Silberpfeile als bester im ganzen Feld gilt. Red Bull mit dem WM-Dritten und Belgien-Zweiten Daniel Ricciardo und dessen schwer in die Kritik geratener Kompromisslos-Kollege Max Verstappen? Oder Ferrari? Monza ist das Heimrennen der Scuderia und die Tifosi sehnen sich ebenso nach dem ersten Saisonsieg wie ihn die obersten Herren beim Konzern mehr oder weniger deutlich fordern.
Sebastian Vettel liegt der Kurs auf jeden Fall. Er feierte dort 2008 im Toro Rosso seinen ersten Karrieresieg, gewann im Red Bull weitere zweimal (2011 und 2013). Nach dem sechsten Platz für Vettel und dem neunten Rang für Kimi Räikkönen infolge der Schäden an den Autos durch die Karambolage in Kurve eins reiste die Scuderia aber «erhobenen Hauptes» (Vettel) aus Belgien Richtung Heimat ab. Der Speed sei sehr gut, sagte Vettel.
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(dpa)