Rio de Janeiro – Mit einem bunten Show-Mix ist in Rio de Janeiro die Eröffnungsfeier der XXXI. Olympischen Spiele eingeleitet worden.
Vor dem Einmarsch der über 200 Nationen und dem Entzünden der Olympischen Flamme im Maracanã-Stadion stellte sich Brasilien mit einem musikalischen und tänzerischen Abriss von Geschichte und Gegenwart des Landes dem weltweiten Milliarden-Publikum an den Fernsehgeräten als sympathischer Gastgeber der Sommerspiele vor.
Zu Beginn der Party, in der auch ernste Themen wie der Klimawandel nicht zu kurz kamen, wurde Thomas Bach von den 80 000 Zuschauern mit Beifall empfangen. Als Fahnenträger Timo Boll das deutsche Team um kurz vor zwei Uhr (MESZ) in die Arena führte, erhob sich der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spontan von seinem Sitz. Bach war zuletzt weltweit in die Kritik geraten, weil das IOC Russland trotz erwiesenen Staatsdopings nicht von den Sommerspielen ausgeschlossen hatte.
Auf die Begrüßung von Brasiliens Interimspräsidenten Michel Temer verzichteten die Olympia-Gastgeber dagegen aus Angst vor lautstarken Protesten. Temer wird von linken Gruppen vorgeworfen, im Kongress Bündnisse mit der bisherigen Opposition geschmiedet zu haben, um Mehrheiten für die Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff zu erreichen.
Noch unmittelbar vor Beginn der Eröffnungsfeier hatte die Polizei einen Protestmarsch rund zwei Kilometer vor dem Stadion unter Einsatz von Tränengas gestoppt. Rousseff äußerte sich via Twitter tief enttäuscht darüber, nicht bei der Eröffnungsfeier im Stadion sein zu können. «Ich bin traurig, dass ich die Feier nicht live und direkt sehen kann», schrieb sie.
Den Beginn der bunten Show bildete dann ein Ritt durch die Geschichte des Landes mit der Eroberung durch die portugiesischen Kolonialherren und die folgende Sklavenzeit.
Später spazierte Topmodel Gisele Bündchen als «Girl from Ipanema» unter dem Jubel der Fans zu Bossa-Nova-Klängen ganz allein durch die riesige Arena, in der die deutschen Fußballer vor zwei Jahren ihren vierten WM-Triumph bejubelt hatten.
All das verpasste Bundespräsident Joachim Gauck, der seine Reise zur Eröffnung wegen einer Zahnerkrankung kurzfristig absagen musste. In einem Brief an die deutsche Mannschaft wünschte er den 423 Athletinnen und Athleten viel Erfolg.
Er sei sicher, dass alle Sportler Deutschland hervorragend vertreten würden. «Das gilt natürlich auch, wenn es nicht zu einer Medaille reicht. Sie haben es zu den Olympischen Spielen geschafft – das allein ist bewundernswert!», schrieb Gauck am Freitag.
Auch Innenminister Thomas de Maizière war nicht live vor Ort. «Die vielfältigen aktuellen Herausforderungen erfordern derzeit zu seinem Bedauern seine ganze Kraft und Anwesenheit im Inland», begründete sein Ministerium das Fernbleiben de Maizières. Ohnehin hatten lediglich 37 Staats- und Regierungschefs die Reise an den Zuckerhut angetreten.
Die olympische Fackel war nach rund 20 000 Kilometern am Freitagmorgen in Rio eingetroffen. Zu den Fackelträgern gehörten auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und das berühmte brasilianische Model Adriana Lima.
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(dpa)