Bamberg – Der deutsche Basketball steht vor den wichtigsten Tagen seit vielen, vielen Jahren. Nach der peinlichen Niederlage in Dänemark ist die Nationalmannschaft am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen Österreich zum Siegen verdammt, sonst ist das Ticket für die EM 2017 so gut wie futsch.
Der Imageschaden für den Deutschen Basketball Bund wäre enorm. Bei dem Versuch, sich hinter dem übermächtigen Fußball als zweitwichtigste Teamsportart zu etablieren, würden die Korbjäger im Vergleich zu den zuletzt erfolgreichen Handballern und Eishockeyspielern deutlich ins Hintertreffen geraten.
Gelingt gegen Österreich in Bamberg jedoch ein Sieg, hätte es die Mannschaft von Bundestrainer Chris Fleming wieder selbst in der Hand, sich für die Europameisterschaft im kommenden Jahr in der Türkei, Israel, Finnland und Rumänien zu qualifizieren. Zum Abschluss geht es am Samstag in Leiden gegen die Niederlande, gegen die es vor einer Woche eine 71:75-Heimniederlage gab. Vorausgesetzt, das Oranje-Team schlägt am Mittwoch erwartungsgemäß Dänemark, müsste Deutschland dann nach einem Erfolg gegen Österreich in den Niederlanden mit mindestens fünf Punkten gewinnen, um Gruppenerster zu werden.
Fleming versuchte vor dem so brisanten Duell mit dem Team Austria, die Untergangsstimmung rund um seine Auswahl zu vertreiben. «Es herrscht kein Land unter», sagte er. Der Nationalcoach glaubt weiter an seine personell arg gebeutelte Mannschaft, die zuletzt auch noch die Abreise von Tibor Pleiß verkraften musste.
Dass der Center nun doch nicht in die USA geflogen ist, um sich für einen neuen Vertrag in der NBA zu empfehlen, passt irgendwie zu diesem bislang verkorksten Nationalmannschaftssommer. Pleiß wechselt stattdessen zu Galatasaray Istanbul in die Türkei – eigentlich hätte er dann auch beim DBB-Team bleiben können. Eine Rückkehr zur Mannschaft war aber kein Thema. «Ich war enttäuscht, dass er das Team verlassen hat», sagte Fleming. «Wir sollten uns jetzt auf die Jungs konzentrieren, die die Reise, die wir begonnen haben, auch weiter mitgehen.»
Fleming ist – notgedrungen – bemüht, alles auszublenden. «Für mich ist sehr wichtig, dass wir als Team mehr Stabilität bekommen», sagte der 46-Jährige vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte, an der er mit den Brose Baskets Bamberg seine größten Erfolge als Trainer gefeiert hat. «Wenn uns das gelingt, haben wir genug Qualität.»
Die große Frage ist, ob es Fleming gelingt, die enorme Verunsicherung im Team zu vertreiben. Am Montag wurden deshalb die Familien der Spieler zum Essen eingeladen, der Trainerstab blieb einmal außen vor, die Profis und ihre Angehörigen unter sich. «Wir müssen es schaffen, die Blockade zu lösen», sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres. «Die Jungs trainieren gut, sie brauchen nur einmal ein Erfolgserlebnis.»
Da spielerisch angesichts der bekannten Probleme vor allem im Aufbau und auf den Außenpositionen auch gegen Österreich nicht viel zu erwarten sein wird, geht es allein über den Willen. An ein Verpassen der EM 2017 will Andres noch keinen Gedanken verschwenden. «Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir es schaffen.»
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(dpa)