Rio de Janeiro – Acht realistische Medaillenchancen in zwölf Disziplinen – Deutschlands Rennkanuten wollen auch in Rio wieder Bestmarken aufstellen.
Die überaus erfolgreiche Vergangenheit setzt das 13-köpfige Aufgebot um die London-Olympiasieger Sebastian Brendel, Tina Dietze und Franziska Weber allerdings zwangsläufig unter Druck. Immerhin heimsten die Paddler seit der Wiedervereinigung stets mindestens sechs Medaillen bei Sommerspielen ein. So viele sollen es nach den Vorstellungen des Verbandes auch dieses Mal werden.
«Die Spannung steigt, aber Aussagen über unsere Chancen kann man nur schwer treffen. Wir haben die besten Boote der anderen Nationen teils monatelang nicht gesehen», äußerte sich Bundestrainer Reiner Kießler zurückhaltend.
Brendel im Canadier-Einer über 1000 Meter sowie das Erfolgsduo Weber/Dietze im Kajak-Zweier über die halbe Distanz sind die ersten Gold-Anwärter des Deutschen Kanu-Verbandes, der in der ersten Wettkampfwoche bei den Slalom-Paddlern sportliche Enttäuschungen erlebte.
Die drei Olympiasieger wollen am Montag ebenso wie der London-Dritte Max Hoff im Kajak-Einer über 1000 Meter möglichst kräfteschonend den Sprung in die Finals schaffen. Die ersten Endläufe auf der Lagune Rodrigo de Freitas folgen am Dienstag.
«Einmal gewinnen ist schon schwer, aber das zu wiederholen, ist noch mal einen Zacken schärfer», erklärte der Potsdamer Brendel. Er ist seit Jahren der Vorzeige-Athlet im Kießler-Team. Olympiasieger, Welt- und Europameister – der 28-jährige Brendel steht sinnbildlich für den Erfolg der Kanuten. Und hat in Rio sogar zwei Medaillenchancen: Im Canadier-Einer startet er als ausgemachter Gold-Anwärter, im Canadier-Zweier mit Teampartner Jan Vandrey hofft er aufs Podium.
Erst kurz vor dem Olympia-Start erhielt der deutsche Verband trotz verpasster Qualifikation in dieser Disziplin noch eine Startgenehmigung, weil dem weißrussischen Verband wegen umfangreicher Dopingvorwürfe mehrere Quotenplätze aberkannt worden waren. Wie nah dran Brendel und Vandrey an der Weltspitze sind, ist kaum zu prognostizieren. «Man kann den C2 nicht von vorneherein als Medaillenboot betrachten, weil uns der Konkurrenzvergleich fehlt. Aber die beiden werden sich total ins Zeug legen», versprach Kießler.
Weitere deutsche Medaillenchancen haben Max Rendschmidt und Marcus Groß im Kajak-Zweier über 1000 Meter, die Sprinter Ronald Rauhe und Tom Liebscher im Kajak-Zweier über 200 Meter sowie die Kajak-Vierer beider Geschlechter. «Wir haben in der Vorbereitung alles getan. Entweder es reicht jetzt oder es reicht nicht», befand Kießler. Für ihn sind es die letzten Olympischen Spiele. Im Alter von 65 Jahren wird der Noch-Chefcoach danach in Rente gehen.
Damit es möglichst wieder erfolgreich läuft, hat der Verband in optischer Hinsicht in die Trickkiste gegriffen und die Kajakboote pinkgefärbt. Dies soll an die besonders erfolgreichen Spiele von Barcelona 1992 mit neun Rennsport-Medaillen erinnern. «Wir wollten den Spirit des Olympiateams von damals aufgreifen», kommentierte der fünfmalige Olympia-Teilnehmer Ronald Rauhe die Maßnahme. Die Farbe Pink bezeichnete er als «Ausdruck des Selbstbewusstseins».
Seit der deutschen Wiedervereinigung brachten die deutschen Rennkanuten immer mindestens ein halbes Dutzend Plaketten mit heim.
Jahr | Austragungsort | Gold/Silber/Bronze | Medaillen gesamt |
2012 | London | 3 – 1 – 2 | 6 |
2008 | Peking | 2 – 2 – 3 | 7 |
2004 | Athen | 4 – 3 – 0 | 7 |
2000 | Sydney | 3 – 1 – 3 | 7 |
1996 | Atlanta | 4 – 2 – 0 | 6 |
1992 | Barcelona | 6 – 2 – 1 | 9 |
Fotocredits: Roland Weihrauch
(dpa)