Kurt Gravemeier wird im nächsten Jahr nicht mehr Bundestrainer der deutschen Springreiter sein. Gravemeier lässt seinen Vertrag zum Jahresende auslaufen. Das Auswahlverfahren für den neuen Bundestrainer hat noch gar nicht begonnen, da hagelt es bereits Absagen. Die Suche offenbart einige Zerwürfnisse und Machtkämpfe in der Szene.
Der Nachfolger des nicht ganz freiwillig zurückgetretenen Gravemeier muss vor allem mit dem Vorreiter Ludger Beerbaum zurechtkommen. Der Job des Bundestrainers scheint derzeit nicht sonderlich attraktiv zu sein. In Markus Beerbaum oder Heinrich Hermann Engemann haben die ersten Kandidaten ihr Desinteresse schon mehr oder weniger deutlich signalisiert. Dietmar Gugler folgte als Nächster. „Ich persönlich finde, dass es bessere gibt“, formulierte der U18- und U21-Bundestrainer sein Absage diplomatisch.
„Es gibt noch keine Namen, die Namen kommen nur von Dritten“, sagte Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Klar sei aber auch: „Er braucht unser Vertrauen und das Vertrauen der Reiter.“ Das gilt vor allem für Beerbaum, den seit zwei Jahrzehnten erfolgreichsten und einflussreichsten Reiter. Auf Otto Becker als möglichen Coach angesprochen, richtete Beerbaum in einem ARD-Interview amüsiert aus, „dass wir beide nicht für diese Position infrage kommen“. Damit dürfte sich das Thema Becker schon erledigt haben, bevor es beim Verband eines werden konnte.
Becker, mehrfach gemeinsam mit dem viermaligen Olympiasieger erfolgreich, aber nicht befreundet, sagte über Beerbaum: „Er ist sehr mächtig.“ Zugleich übte Becker unverblümt Kritik an den deutschen Springreitern, die bei Olympia ohne Medaille blieben: „Man muss auch mal ein, zwei Turniere auslassen, um sich auf den Höhepunkt zu konzentrieren. Das gilt für alle, auch für Ludger.“
Nach den Olympischen Spielen wurden die Dopingfälle in Hongkong zwischen Bundestrainer, Reitern und Verband intensiv diskutiert. „Ich musste durch die Entwicklungen und Gespräche der letzten Wochen erfahren, dass Verantwortung und Vertrauen ganz neu aufgebaut werden müssen. Hieran bin ich bereit, bis zum Ende des Jahres mitzuwirken“, erklärte Gravemeier, „gleichzeitig will ich aber den Weg für neue personelle Konstellationen freimachen.“