Montréal – Noch vor dem ersten Training zum Großen Preis von Kanada haben die gerade erst geweckten Hoffnungen auf einen echten Dreikampf um die Formel-1-WM schon wieder einen Dämpfer bekommen.
Monaco-Triumphator Daniel Ricciardo muss in Montréal wegen seines anfälligen Red Bull nach Angaben von Technikchef Adrian Newey mit einer Strafversetzung in der Startaufstellung um mindestens zehn Plätze rechnen. Damit wird es der 28-Jährige schwer haben, auf dem Circuit Gilles Villeneuve in das Duell zwischen dem WM-Führenden Lewis Hamilton im Mercedes und dessen Ferrari-Verfolger Sebastian Vettel einzugreifen.
«Wir müssen voraussichtlich vor der Sommerpause noch auf mindestens einer anderen Strecke beweisen, dass wir wieder gewinnen können. Dann haben wir vielleicht eine nette kleine Außenseiterchance», hatte der Australier nach seinem grandiosen Sieg mit seinem eigentlich defekten Red Bull vor anderthalb Wochen in dem Fürstentum gesagt. In Montréal wird der Nachweis schwierig.
Weil das in Monaco muckende sogenannte MGU-K, ein Antriebsbauteil zur Rückgewinnung von Bremsenergie, nicht mehr zu reparieren war, muss es regelwidrig zum dritten Mal in dieser Saison gewechselt werden. Das bedeutet: ab nach hinten. Newey schloss nicht aus, dass noch weitere Teile und noch mehr als die zehn Plätze hinzukommen. Da nützt auch das geplante Upgrade des Renault-Motors nichts.
Ein Sieg in Kanada ist auch ohne die Strafe für den zweimaligen Saisonsieger Ricciardo und Red Bull schwer. Denn Montréal ist vor allem die Bühne für Hamilton. Auf keiner Strecke durfte der viermalige Weltmeister so häufig die Rolle des Siegers spielen wie auf dem Circuit Gilles Villeneuve. Sechsmal gewann der Brite in der ostkanadischen Metropole – dreimal allein in den letzten drei Jahren im Mercedes. Ein weiterer Erfolg in diesem Jahr, und er würde mit Rekordsieger Michael Schumacher gleichziehen.
Doch auch wenn Hamilton als WM-Führender zum siebten Saisonrennen am Sonntag (20.00 Uhr) an den Ort seines ersten Grand-Prix-Sieges überhaupt reist, mit einer erneuten Solonummer oder gar Langeweile rechnen er und sein Vorgesetzter nicht. «Montreal ist beinahe immer ein Garant für ein actiongeladenes Rennen», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Vor allem die Mauern, die wie in Monaco an einigen Stellen eng an der Strecke stehen, sorgen immer wieder für heikle Szenen und Spannungsmomente.
Hamiltons Herausforderer Vettel will im Ferrari diesmal den Spielverderber auf der Lieblingsbühne des Briten geben und mit seinem zweiten Sieg nach 2013 wieder ganz nah in der Gesamtwertung an seinen Rivalen heranrücken. Seit zwei Monaten wartet der 30-Jährige nun auf seinen dritten Grand-Prix-Triumph in dieser Saison. Dennoch glaubt Hamilton, dass Ferrari derzeit das stärkste Team ist.
Immerhin hat Vettel mit Platz zwei in Monte Carlo den Rückstand auf den Briten (110 Punkte) auf 14 Zähler reduziert. Ricciardo hat noch einen Abstand von 38 Punkte auf Hamilton. Alle drei haben jeweils zwei Rennen gewonnen. Deshalb ist Mercedes-Mann Wolff überzeugt: «Mit Ferrari, Red Bull und uns kämpfen an jedem Wochenende drei Teams um den Sieg und es gibt keine Zeit, um sich auszuruhen.»
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(dpa)