Sevilla – Wortlos und mit ernsten Mienen gingen Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Cristiano Ronaldo zum Mannschaftsbus. Zinedine Zidane musste aber nach Ende von Reals Superserie vor die Journalisten treten.
«Das ist natürlich hart. Wir wussten aber, dass es einmal passieren würde. Von nun an wird es schwerer», sagte Madrids Trainer nach der dramatischen 1:2-Niederlage des spanischen Rekordmeisters im Liga-Topspiel beim FC Sevilla. Man müsse nun die Schlappe schnell verdauen und an das Pokal-Duell am Mittwoch bei Celta de Vigo denken, forderte der Coach.
Ein Tor von Sevilla-Neuzugang Stevan Jovetic in der Nachspielzeit beendete Reals Lauf nach 40 Spielen ohne Niederlage gestoppt. Zuletzt hatten die Weißen am 6. April 2015 in der Champions League beim VfL Wolfsburg (0:2) verloren.
Zunächst schoss Ronaldo die Gäste in Sevilla per Foulelfmeter in Führung (67.), Sergio Ramos brachte das Heimteam mit einem Kopfball ins eigene Netz aber wieder ins Spiel. Ausgerechnet Real-Kapitän Ramos, der sein Team immer wieder wie etwa im Finale der Champions-League 2014 mit Last-Minute-Toren gerettet hatte. Ramos, der in Sevilla das Fußballspielen gelernt hat und dennoch von den Fans im Sánchéz Pizjuán gnadenlos ausgepfiffen und beleidigt wurde. «Die Niederlage ist schade, aber wir müssen den Kopf wieder hochkriegen, wir sind immer noch Tabellenführer», forderte der 30-Jährige.
Der Champions-League-Sieger liegt in der Primera División mit einem Punkt vor Sevilla und zwei Zählern vor Titelverteidiger FC Barcelona immer noch oben – und das bei einem Spiel weniger. Aber die erste Liga-Auswärtsniederlage Reals nach 399 Tagen löste bei den Madrider Medien prompt Kritik aus. Kroos habe «konfus gewirkt», Ronaldo sei «längst nicht mehr der alte» und Zidane habe in den letzten Minuten «nicht reagiert», war in «AS» zu lesen.
Die Konkurrenz darf unterdessen wieder hoffen. «La Liga brennt!», jubelte die in Barcelona erscheinende «Sport». Und bis auf die Real-Fans feiert ganz Spanien den Club aus Sevilla, der auf kontinentaler Ebene mit drei Europa-League-Triumphen in Serie von 2014 bis 2016 für Aufsehen gesorgt hatte, in der Liga aber bisher nur einmal vor gut 70 Jahren (1946) den Titel gewinnen konnte. Die Zeitung «Marca» sprach am Montag groß auf Seite eins von einer «Revolution».
Das Team um den französischen Spielmacher Samir Nasri und National-Stürmer Vitolo zeichnet sich durch eine offensive Spielweise aus. «Wir müssen weiter wachsen», sagte der im Sommer verpflichtete Trainer Jorge Sampaoli bescheiden. Aber Innenverteidiger Adil Rami war frecher und warnte die Konkurrenz: «Wir kennen keine Grenzen!»
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(dpa)